Festliche Orgelweihe im Martinsdom

Eisenstadt, 22. 5. 2020

In Vertretung von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics hielt Generalvikar Martin Korpitsch zusammen mit Pfarrer Wilhelm Ringhofer den ersten von Besuchern mitgefeierten Gottesdienst. Im Rahmen dessen wurde die von Grund auf renovierte Haydn-Orgel des Martinsdomes am 17. Mai geweiht und ihrer Bestimmung übergeben.

kirche

Die Bänke des Martinsdomes waren zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder von Menschen besetzt. Generalvikar Martin Korpitsch strahlte vor Freude als er den Gottesdienst eröffnete, denn es war ein mehrfach besonderer Tag. Die erste durch Joseph Haydns künstlerische Begleitung erbaute Orgel wurde nach fast dreimonatigen Renovierungsarbeiten und verschobenem Termin geweiht. Eigentlich hätte Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics als Hauptzelebrant die Feier gehalten, war jedoch kurzfristig verhindert gewesen. Durch Generalvikar Korpitsch übermittelte er allen „seine herzlichen Segenswünsche“.

Von Kleinem und Großem

Generalvikar Korpitsch sprach in seiner Predigt über die gravierenden Veränderungen, die passierten, die alle in den letzten Monaten erlebten und die akzeptiert wurden aufgrund der Bedrohung durch etwas mikroskopisch Kleines. „Wir sehen etwas nicht, weil es so klein ist wie das Virus. Und wir sehen etwas nicht, weil es so groß ist, etwas, das die gesamte Schöpfung durchdringt, eine unsichtbare Lebensquelle, der Geist der Wahrheit. Gott. Er ist in all jenen die in Liebe mit ihm verbunden sind. Er ist Beistand, Tröster, Lebenskraft, macht Mut zu leben, zeigt wie das Leben gelingen kann und wie das Leben neu Gestalt annimmt.“ Wie das Leben neu Gestalt annehmen kann, das zeigte sich kurz darauf eindrucksvoll anhand der komplett renovierten Haydn-Orgel.

Weihe in ausgebuchter Kirche

Den überleitenden Worten von Dom- und Diözesanmusikdirektor Thomas Dolezal, der amüsiert die Besonderheit feststellte, dass aufgrund der sicherheitsbedingt reduzierten Teilnehmerzahl ausnahmsweise 95% der Anwesenden Noten lesen könnten, folgte der Weiheakt des eindrucksvollen Instrumentes: „In dieser festlichen Stunde bitten wir dich: Segne diese Orgel, damit sie zu deiner Ehre ertöne und unsere Herzen emporhebe zu dir (…)“, nach diesen Worten von Generalvikar Martin Korpitsch erklang die von Grund auf renovierte Haydn-Orgel des Martinsdomes zum ersten Mal wieder. Organist Peter Tiefengraber spielte den 4. Satz, Allegro maestoso e vivace, aus der Orgelsonate Nr. IV in B-Dur von Felix Mendelssohn Bartholdy, und von der Musik getragen kamen die zuvor gesprochene Worte von Generalvikar Martin Korpitsch zurück: „Lebendiger sein werden wir wieder. Durch die Stimmen und Instrumente, die gespielt werden.“
Aufgrund der großen Nachfrage waren die freien Plätze zu diesem besonderen Gottesdienst ausgebucht. Um dennoch alle Interessierten zu erreichen und teilhaben zu lassen, wurde die Feier auch über den Live-Stream der Diözese-Homepage den Menschen zuhause zugänglich gemacht.

Die Haydn-Orgel im Martinsdom

Eisenstadt gilt als herausragendes Gebiet der burgenländischen Orgellandschaft. Hier gibt es auf relativ kleinem Raum eine beträchtliche Zahl an Orgeln, überwiegend historische Instrumente. Und nirgendwo sonst in Mitteleuropa sind so viele Instrumente erhalten, die direkt oder indirekt mit einer Musikgröße wie Joseph Haydn in Verbindung stehen.
Die Orgel im heutigen Martinsdom wurde 1778 in künstlerischer Begleitung von Joseph Haydn als erstes und größtes mit ihm persönlich verbundenem Instrument vom Wiener Orgelbauer Mallek errichtet.

In den Jahren 1851 und 1889 erfuhr die Orgel ersten größeren Reparaturen. Während des 2. Weltkrieges, im Jahr 1943, wurde sie trotz schwieriger Bedingungen von der Berliner Orgelbaufirma Schuke instandgesetzt. 1974 wurde das Instrument von derselben Firma neuerlich renoviert. Zuletzt wurde die Orgel 1992, vor bald 30 Jahren, einer Generalüberholung unterzogen.
In den letzten Jahren hatte sich der Zustand des Instruments zunehmend verschlechtert, sodass letztlich entschieden wurde, die Orgel von Grund auf zu renovieren. Ein vor etwas mehr als zwei Jahren ins Leben gerufenes Komitee entschied sich gegen den Rückbau auf den historischen Urzustand. Denn damit wäre die Haydn-Orgel, ein kulturelles Juwel ohnegleichen, in ihrem ursprünglichen Zustand zwar wiederhergestellt gewesen, doch „in diesem Fall wäre der Bau einer ‚Liturgie-Orgel‘, die den gottesdienstlichen Ansprüchen Rechnung tragen kann, unumgänglich geworden“, so Klaus Meglitsch im Pfarrblatt der Dompfarre „Unser Dom“, Ausgabe 4/2019.

Die Arbeiten begannen nach dem Dreikönigstag und waren bereits Ende März abgeschlossen. Im Zuge der Orgelrenovierung gab es einige Nebenarbeiten (Restaurierung der Emporenbrüstung, neuer Emporenboden, neues Geländer, Video- und Audioanlage im vorderen und hinteren Emporenbereich, Beheizungsmöglichkeit des hinteren Emporenbereichs), die mittlerweile ebenfalls fertiggestellt bzw. in gutem Fortschritt sind.

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