123 Jahre ARBÖ – 1 2 3 Mobilitätsplan für die Zukunft

Eisenstadt, 6. 5. 2022

Der 123. Geburtstag ist für den ARBÖ ein besonderes Jubiläum: Denn die Ziffern 1 – 2 – 3 ergeben die bekannte Pannennotrufnummer. Das Jubiläum wird genutzt, um auf die Geschichte zurückzublicken und um zu aktuellen und zukünftigen verkehrspolitischen Themen Stellung zu nehmen. „Mobilität war, ist und wird immer ein Grundbedürfnis der Menschen sein. Leistbare, motorisierte Individualmobilität ist eine der wichtigsten Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte. Sie hat zu Wohlstand geführt und den Menschen vieles ermöglicht“, unterstrich ARBÖ Präsident Dr. Peter Rezar anlässlich dieses Geburtstages. „Die Burgenländerinnen und Burgenländer brauchen ihre Fahrzeuge“, sagt Vizepräsident Dr. Robert Tauber: „In keinem anderen Bundesland ist der Motorisierungsgrad so hoch. Die Burgenländerinnen und Burgenländer wollen mobil sein – egal ob mit Fahrrad, Moped, Motorrad oder Auto.“ ARBÖ- Vizepräsident LAbg. Bgm. Wolfgang Sodl erklärte: „Die Aufgaben des ARBÖ haben sich in den vergangenen 123 Jahren zwar verändert, aber nicht an Relevanz verloren. Die Aufgaben werden sich in Zukunft verändern, weil sich auch die Mobilität verändert.“

ARBÖ-Landesgeschäftsführer Martin Heissenberger, ARBÖ-Vizepräsident LAbg. Bgm. Wolfgang Sodl, ARBÖ-Präsident Dr. Peter Rezar, Landesdirektorin Gabi Rittenbacher und ARBÖ-Vizepräsident Dr. Robert Tauber

Der Weg zum modernen Dienstleistungsunternehmen

Am 30. April 1899 wurde in Wien der „Verband der Arbeiter-Radfahrer-Vereine Österreichs“ im Gasthaus zur „Roten Brezen“ mit Organisationen aus Österreich und Mähren gegründet. Die Mitgliedschaft brachte den Mitgliedern viele Vorteile: Es gab Unterstützung bei Pannen, Reparaturen oder Raddiebstählen und eine Unfallversicherung. Im Burgenland – das in der Habsburgermonarchie bis 1921 zur ungarischen Reichshälfte gehörte – kam es mit einiger Verzögerung zur Gründung der ersten Arbeiter-Radfahrer-Vereine: Die ersten Ortsklubs wurden nach 1912 gegründet. Beispiele sind Wulkaprodersdorf, Neudörfl, Neufeld, Güssing, Rudersdorf, Schattendorf oder Steinbrunn.

Den aktuelle Namen ARBÖ erhielt der Verein 1932 (Anm.: 1932 bedeutete A.R.B.Ö. „Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Österreichs“ – jetzt steht ARBÖ für „Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreichs“). Einen Pannendienst und ein Reparaturservice gab es erstmals 1957 mit der „Straßenwacht“ in Ostösterreich. Das erste Prüfzentrum im Burgenland wurde 1966 in Oberwart eröffnet, es folgten Niederlassungen in Eisenstadt, Neusiedl am See, Oberpullendorf und Heiligenkreuz, und es gab zwei Pannenfahrzeuge. „In diesen Jahren wurde der ARBÖ Burgenland zu einem Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Mobilität aufgebaut“, erklärte Vizepräsident Tauber.

Die Zahl der Autos im Burgenland stieg in den 1950er und 1960er Jahren rasant: 1950 gab es 657 Pkw, 1960 waren es bereits 7.975, im Jahr 1970 waren es schon 31.813. „Diese Entwicklung ist auf den höheren Wohlstand und die besseren Einkommen der Burgenländerinnen und Burgenländer zurückzuführen“, erklärte Tauber. „Mit der steigenden Motorisierung hat der ARBÖ im Burgenland sein Angebot beständig ausgebaut.“ Damit wuchs auch die Mitgliederzahl des ARBÖ im Burgenland: 1960 waren lediglich 311 Personen in elf Ortsklubs organisiert, und derzeit sind es rund 28.000 Mitglieder. Fast jede zehnte Burgenländerin beziehungsweise jeder zehnte Burgenländer ist Mitglied beim ARBÖ. „Der Wandel des ARBÖ im Burgenland vom ursprünglichen Radfahrerverein zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Mobilität wurde erfolgreich vollzogen“, betonte Vizepräsident Tauber.

In einer Infrastrukturoffensive von 2007 bis 2020 wurden sechs ARBÖ-Häuser neu errichtet: Güssing, Parndorf, Neutal und Königsdorf und Mattersburg und das Landesprüfzentrum in Eisenstadt. „All diese Investitionen und Vergrößerungen waren notwendig, da aufgrund der hohen Mitgliedzahl und des umfassenden Serviceangebotes mehr Platz nötig war“, unterstrich Vizepräsident Sodl. „Vor 123 Jahren reichte ein Reifenpickzeug aus, um Pannen bei Fahrrädern zu beheben. Heute ist ein Notebook Standard im Pannenwagen!“ Aktuell hat der ARBÖ in seinen sieben Prüfzentren 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der ARBÖ ist somit ein gut positioniertes, mittelständisches Unternehmen im Burgenland.

Hilfe an Ort und Stelle

Die Leistungsbilanz des ARBÖ im Burgenland für das Jahr 2021: Es wurden gut 28.000 §57a-Pickerlberichte erstellt. Die Techniker legen mehr als 250.000 Kilometer bei mehr als 10.000 Panneneinsätzen zurück. „Neun von zehn Pannen können die ARBÖ-Techniker direkt an Ort und Stelle beheben. Diese Arbeit sichert die Mobilität der Burgenländer, die wir im ländlichen Raum benötigen“, betonte Sodl. Zusätzlich zum Pannen- und Abschleppdienst bietet der Mobilitätsklub heute sämtliche Dienstleistungen – Service, Beratungen, Reisen, Sicherheitspass – zu Verkehrsthemen an.

Interessenspolitik

Der ARBÖ Burgenland versteht sich aber nicht nur als Dienstleister, sondern auch als verkehrspolitische Interessensvertretung. Das Burgenland hat sich in seiner 100-jährigen Geschichte vom Land der Wanderarbeiter zum Land der Pendler entwickelt. „Die Verbesserung der Infrastruktur brachte den burgenländischen Pendlerinnen und Pendlern eine höhere Lebensqualität“, sagte Vizepräsident Sodl. Aktuelles Thema sind die hohen finanziellen Belastungen. „In Zeiten wie diesen, in denen die Inflation generell sehr hoch ist und die Menschen in Österreich unter den massiv gestiegenen Treibstoffpreisen stöhnen, wäre die Bundesregierung gefordert, die Bevölkerung spürbar zu entlasten“, forderte Sodl. „Eine sofortige Senkung von Mineralöl- und Mehrwertsteuer und die Absetzung der neuen CO2-Bepreisung sind möglich, doch die Bundesregierung macht nichts!“

Die Zukunft

Der ARBÖ hat am 30. April seinen 123. Geburtstag gefeiert und auf die Geschichte des ARBÖ in Österreich und im Besonderen im Burgenland zurückgeblickt. „Jetzt befinden wir uns im 124. Jahr unseres Bestehens und blicken in die Zukunft“, erklärte Rezar. Aktuell wird noch die Hälfte aller Wege in Österreich mit dem Auto zurückgelegt. Durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum oder die verstärkte Nutzung des Fahrrades im Alltag – beides Faktoren, die der ARBÖ begrüßt und unterstützt – wird sich das Mobilitätsverhalten der Menschen ändern, was wichtig für Klima und Lebensqualität ist. „Dieser Prozess wird durch verschiedene soziale, demografische, ökonomische und technologische Entwicklungen begleitet und beeinflusst. Das Service für unsere Mitglieder wird sich ändern, und wir werden unsere Angebote anpassen“, so der Präsident. „Als ARBÖ unterstützen wir diesen Weg hin zu neuer, moderner Mobilität und wollen aktiv mitgestalten. Deshalb wurde der ‚1 2 3 Mobilitätsplan‘ ausgearbeitet, der konkrete Forderungen für die Entwicklung der Mobilität von morgen beinhaltet.“

Eine zentrale Forderung des ARBÖ Burgenland ist und bleibt „Mobilität zu fairen Preisen“. „Wichtig war in der 123-jährigen Geschichte des ARBÖ und wird auch in Zukunft bleiben: Menschen müssen beim Thema Verkehr die passenden Angebote haben, und Mobilität muss für alle leistbar sein“, sagte ARBÖ-Präsident Rezar.

Die 9 Punkte im 1 2 3 Mobilitätsplan

(Der Mobilitätsplan in vollem Wortlaut befindet sich im Anhang!)

Konkret sind in diesem Plan neun Forderungen formuliert, die für eine zukunftsorientierte Individualmobilität von morgen unumgänglich sind. Die Berücksichtigung aller Mobilitätsformen spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie der Ausbau der Infrastruktur, das Ende der finanziellen Belastungen oder die Technologieoffenheit. „Wir können den Menschen ihre Mobilität nicht wegnehmen. Trotzdem kann die Mobilitätswende geschafft und der Verkehr klimaneutral gestaltet werden. Dafür ist der Erfindergeist der Ingenieurinnen und Ingenieure gefragt, die schon in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen haben, dass die Herausforderungen gelöst werden können. Denken wir nur an die Erfindung des Katalysators oder die Meilensteine in der Motorenentwicklung. Jetzt müssen wir es schaffen, dass der Verkehr sauberer und klimafreundlich wird. Das ist aber nur möglich, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden“, so Präsident Rezar abschließend.

#1 Ende der finanziellen Belastungen

Die ständig steigende finanzielle Belastung für Autofahrerinnen und Autofahrer muss ein Ende haben. Allein zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2022 kam es zu insgesamt 23 Steuer- und Abgabenanpassungen. Die motorisierte Individualmobilität muss für alle ein leistbares Grundbedürfnis bleiben.

#2 Keine Fahrverbote für Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren

Ein verpflichtendes Ende des Verbrennungsmotors ist strikt abzulehnen. Mehr als die Hälfte der in Österreich zum Verkehr zugelassenen Fahrzeuge – rund 2,5 Millionen Pkw – wurden vor 2012 zum Verkehr zugelassen. Ein Fahrverbot für ältere Fahrzeuge würde demnach nicht nur die Menschen von der Individualmobilität ausschließen, sondern auch Volksvermögen vernichten.

#3 Umstieg auf Fahrzeuge mit modernen, umweltfreundlichen Antrieben erleichtern

Statt Verboten, staatlichen Zwangsmaßnahmen und unsozialer Verteuerungspolitik sollte der Umstieg auf umweltfreundliche Fahrzeuge erleichtert werden. Der Umstieg gelingt am besten durch eine Ankaufsförderung in Form eines Bonussystems für den Autokauf.

#4 Ausbau der E-Ladeinfrastruktur, Forcierung synthetischer Treibstoffe und Wasserstoff als Energieträger der Zukunft und vermehrter Einsatz von Biotreibstoffen der 2. Generation

Als Teil der Mobilitätswende ist die Elektromobilität ein wichtiger Bestandteil für die Mobilität von morgen. Mit der steigenden Anzahl an Elektrofahrzeugen muss auch die Ladeinfrastruktur massiv ausgebaut werden. Der ARBÖ sieht neben der E-Mobilität noch andere Energieträger als Zukunftschance. E-Fuels, also synthetisch hergestellte Treibstoffe aus Kohlen-Wasserstoffverbindungen, können CO2-neutral hergestellt werden. Auch Wasserstoff hat enormes Zukunftspotential. Der verstärkte Einsatz von Biotreibstoffen hätte mehrere positive Aspekte: Der Effekt tritt sofort ein und es könnten weitere 5 bis 6 Prozent CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden.

#5 Ausbau von qualitativ hochwertiger und sicherer Radinfrastruktur

Der ARBÖ hat seine Wurzeln im Radsport, weshalb der Ausbau von sicherer und hochwertiger Radinfrastruktur als eine der wichtigsten Maßnahmen angesehen wird.

#6 Umstieg auf alternative Verkehrsformen erleichtern

Zusätzlich zur Forcierung der motorisierten Individualmobilität muss den Menschen der Umstieg auf andere Verkehrsmittel erleichtert werden. Insbesondere muss dabei der Ausbau des Netzes der Öffentlichen Verkehrsmittel vorangetrieben und die Intervalle verdichtet werden. Dazu zählt auch der Ausbau von Park&Ride-Anlagen, die insbesondere am Rand der Ballungsräume entstehen müssen. Der Ausbau von Mikro-ÖV-Systemen in entlegenen Regionen – dort, wo sich die Installierung einer Bus- oder Bahnlinie aus ökonomischer Sicht nicht auszahlt – muss in den Fokus gerückt werden. Die Digitalisierung mit all den Möglichkeiten kann und muss bei der Weiterentwicklung von Verkehrsformen genutzt werden.

#7 Technologieoffenheit auf allen Ebenen

Damit die Antriebe aber noch sauberer werden, darf nicht nur eine Antriebstechnologie forciert werden, sondern es müssen alle Möglichkeiten genutzt werden. Der ARBÖ fordert daher, dass, neben der wichtigen E-Mobilität, auch im Bereich der E-Fuels, des Wasserstoffs aber auch der Biotreibstoffe geforscht wird.

#8 Die Digitalisierung nutzen

Die Digitalisierung eröffnet neue Möglichkeiten, den Individualverkehr, aber auch den Öffentlichen Verkehr effizienter und damit ökologischer zu gestalten. Aber bei all den positiven Aspekten darf diese Entwicklung nicht dazu führen, dass die Kraftfahrerin oder der Kraftfahrer zum „gläsernen Menschen“ werden.

#9 Global schlägt lokal

Eine merkliche Eindämmung des CO2-Ausstoßes kann nicht in Österreich oder Europa alleine passieren. Europa ist weltweit für rund 10% der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Daher kann die Reduktion der CO2-Emissionen nur im Paarlauf mit China, USA, Indien und Russland gelingen. Eine Verbotspolitik wie sie derzeit in Österreich angestrebt wird, wird am Klimaschutz nichts ändern, sondern nur zu weniger Wohlstand und sozialer Ungerechtigkeit führen.

 

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