Sport Austria 24: Sportstättenoffensive, Gesundheitsoffensive

Wien, 26. 1. 2024

Niessl: „Systemkosten senken, Lebensqualität steigern!“


Sport Austria-Präsident Hans Niessl hat am Donnerstag im Rahmen seines bereits traditionellen „Neujahrsempfangs“ im „Großen Spiegelsaal“ des Haus des Sports in Wien vor zahlreichen Vertreter:innen österreichischer Sportverbände die nächsten Sport Austria-Schwerpunkt-Themen bekanntgegeben: Österreichs organisierter Sport fordert von der nächsten Bundesregierung eine österreichweite Sportstättenoffensive in der Höhe von rund 1 Milliarde Euro im Laufe der neuen Legislaturperiode quasi als Bewegungsgrundlage für den Spitzen- und für den Breitensport sowie ein Umdenken im Gesundheitssystem unter dem Motto „Prävention statt Rehabilitation“. Dafür plädierte auch Gastredner Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar in seinem Impulsvortrag mit eindringlichen Worten: „Es ist 5 vor 12! Wir müssen uns in Zukunft bewegen 
im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir müssen uns wegbewegen von der Reparaturmedizin und hinbewegen zu einer Präventivmedizin.“

Niessl: „Ziel muss es sein, dass sämtliche staatliche Institutionen und der Großteil der Bevölkerung Sport als das begreifen, was er ist – ein Gesundheitsmotor. Die Kosten von körperlicher Inaktivität in Österreich betragen aktuell 2,4 Milliarden Euro jährlich (SportsEconAustria)! Das ist inakzeptabel, weil dahinter auch menschliche Schicksale stehen!“ Die Politik müsse Sport und Bewegung als Teil der Prävention viel stärker in den Fokus rücken. „Sport und Bewegung müssen im Bewusstsein der Bevölkerung als wesentlicher Teil eines positiven Lebenskonzepts wahrgenommen werden. Und dazu brauchen wir den Spitzensport als Vorbild und den Breitensport für die Umsetzung! Österreichs 15.000 Sportvereine leisten bereits jetzt im Rahmen vieler Projekte einen großen Beitrag 
wie beim wohl größten Präventionsprojekt Österreichs, der Tägliche Bewegungseinheit. Hier muss einfach die Vollausrollung auf ganz Österreich her, denn mit Projekten wie diesen können wir das österreichische Gesundheitssystem noch viel stärker entlasten. Klar ist aber, dass wir für diese Dienstleistungen an der Gesellschaft mehr Mittel benötigen.“

Nicht die Gesundheit, die Krankheit beginnt beim Arzt

Wie die Bundes-Sportorganisation Sport Austria wirbt auch Likar für ein allgemeines Umdenken: „Denn nicht die Gesundheit beginnt beim Arzt, sondern die Krankheit. Die Gesundheit beginnt bei einem selbst. Wir können uns nicht auf die Genetik ausreden.“ Diesbezüglich ließ eine Studie aufhorchen: Für diese wurde ein Datensatz von 400 Millionen Menschen vom Biotech-Unternehmen Calico ausgewertet. Das Ergebnis: Lediglich 4 bis 7 Prozent unseres genetischen Codes beeinflussen die Lebenserwartung. Likar: „Das bedeutet, wir sind selbst für uns verantwortlich! Allerdings werden in Österreich von den rund 40 Milliarden des öffentlichen Anteils der Gesundheitsausgaben nur rund 2 Prozent für die präventive Gesundheitsförderung ausgegeben. In Deutschland ist es ca. doppelt so viel und auch das ist zu wenig.“ Ein Umdenken müsse her, Eile sei geboten. Likar: „Wir haben nicht mehr die Zeit für Konzepte, die vielleicht erst in 5 oder 10 Jahren beginnen.“ Schließlich sei es Fakt, dass sich jede(r) zweite Österreicher:in zu wenig bewege: „Österreicher:innen sitzen ca. 5,3 Stunden am Tag und Jugendliche sind leider großteils Bewegungsmuffel: 71,2 Prozent der Buben und 84,5 Prozent der Mädchen sind körperlich nicht aktiv genug. Wir haben dadurch auch eine Zunahme der Adipositas in Österreich – und Vereinsamung. Erwachsene im Alter von 18 bis 64 Jahren sollten sich pro Woche mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv bewegen, oder sie sollten 7000 bis 10.000 Schritte pro Tag machen.

Mit Bewegung, so Likar weiter, müsse bereits im Kindergarten begonnen werden, dort müsse man die Freude an der Bewegung vermitteln. „Und das muss man in den Schulen fortsetzen. Und zwar täglich. Die angestrebte Vollumsetzung der Täglichen Bewegungseinheit ist die größte Präventionsinitiative Österreichs.“ Hier und in weiterer Folge in allen anderen Altersgruppen seien besonders Sportvereine gefragt, Likar: „Mit gut ausgebildeten Trainer:innen und einer Organisation, die Konzepte macht und den Menschen die Freude an der Bewegung vermittelt, kann man im wahrsten Sinne viel bewegen.“

Niessl kündigt Befragung der Parlamentsparteien an

Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Der organisierte Sport ist bereit, sich hier noch stärker einzubringen. Dazu brauchen wir den Spitzensport für die Vorbildfunktion, den Breitensport für die Umsetzung, moderne Sportstätten als Bewegungsgrundlage und viel mehr Unterstützung auch aus dem Gesundheitssystem, damit unsere Verbände und Vereine diese Dienstleistung an der Gesellschaft noch umfangreicher anbieten können. Der Präventionsanteil am Gesundheitsbudget muss also angehoben und ein Teil davon in den organisierten Sport – auch für die flächendeckende Umsetzung der Täglichen Bewegungseinheit – investiert werden. So können wir die Systemkosten mittel- bis langfristig senken und die Lebensqualität der Bevölkerung steigern! In einem ersten Schritt werden wir nun die Parlamentsparteien und weitere wahlwerbende Parteien zu unseren Schwerpunktthemen und weiteren sportpolitischen Punkten befragen und dann das Ergebnis vor den Nationalratswahlen veröffentlichen. Schließlich sollen sich unsere rund 2 Millionen Vereinsmitglieder ein Bild davon machen können, wie die Parteien auch zu wichtigen Themen des Sports stehen. Und um es klar zu sagen: Sportpolitik ist in unseren Augen keine Parteienpolitik, sondern pure Gesellschaftspolitik.“

 

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