Burgenländische Ortskerne sterben aus

Eisenstadt, 10. 1. 2020

Die ersten Roh-Daten der Kaufkraftanalyse 2019 sind alarmierend: Nur noch 12 Prozent der burgenländischen Handelsflächen liegen in den heimischen Stadt- bzw. Ortszentren. Der burgenländische Handel fordert die Politik auf umgehend aktiv zu werden.

wko

„Der enorme Rückgang ‚belebter‘ Flächen in den Ortskernen führt zu einem Funktionsverlust unserer heimischen Zentren. Eine sinkende Besucherfrequenz führt in der lokalen Wirtschaft oft zu Leerständen, welche die Innenstädte zunehmend unattraktiver machen. Die Zentren verlieren somit weiter an Anziehungskraft und letztlich findet in vielen burgenländischen Gemeinden das Leben nicht mehr ‚innen statt‘. Hier müssen wir mit vereinten Kräften gegensteuern,“ so Spartenobfrau KommR Andrea Gottweis.

Diese Bedenken bestätigt die 2019 von der Wirtschaftskammer Burgenland beauftragte Kaufkraftanalyse*. Die ersten Zahlen sind alarmierend: So ist beispielsweise die Kaufkraft-Eigenbindung – also jener Anteil des Kaufkraft-Volumens, der auch tatsächlich im Burgenland ausgegeben wird – seit 2009 von 78,8 % auf nunmehr 74 % im Jahr 2019 gesunken. Dabei fließt ein beträchtlicher Teil der Kaufkraft in den ausländischen Internethandel ab.

 

Burgenländische Raumplanung stärkt Ortsrand

Interessant dabei ist, dass die Kaufkraft-Eigenbindung sinkt, obwohl die Verkaufsflächen im Burgenland in den letzten 10 Jahren um ganze 19 % gestiegen sind. Dieses fragwürdige Missverhältnis zwischen sinkender Kaufkraft-Eigenbindung und enorm steigenden Verkaufsflächen wurde nicht zuletzt durch die burgenländische Raumplanung begünstigt. Mit der im Sommer 2019 verabschiedeten neuen Raumordnung wird diesem Trend nicht entgegengewirkt, es fördert diese Entwicklung sogar.

„Die Tatsache, dass nur mehr 12 % der burgenländischen Handelsflächen in den Ortskernen liegen, sollte der Politik zu denken geben und erfordert rasche Maßnahmen, um das komplette Aussterben unserer Dorf- und Stadtkerne zu verhindern“, fordert Spartenobfrau KommR Andrea Gottweis.

 

Der burgenländische Handel fordert daher folgende Maßnahmen:

  1. Durchdachte Raumplanung
  • Bestehende Handelsflächen in Zentren schützen/fördern
  • Anreize für Neuansiedelungen in Kernbereichen schaffen
  • Verdrängung von innerstädtischen Betrieben durch Neuansiedelungen in der Peripherie stoppen (periphere Neuansiedelungen branchenbezogen prüfen)

 

  1. Fachgeschäfteoffensive
  • Gemeinsames Marketing in Zentren begünstigen/fördern
  • Belebung der Ortskerne durch Aktivitäten und gezielte Ansiedelung von Frequenzbringern
  • Schaffung von größeren Verkaufsflächen in den Zentren – grundstücks- bzw. häuserübergreifend

Abschließend hält Spartenobfrau KommR Andrea Gottweis fest: „Eine Belebung von Stadt- und Ortszentren ist nur durch eine effiziente Nutzung und Bündelung der vorhandenen Kräfte möglich. Wichtig ist, dass im Burgenland alle an einem Strang ziehen: Um das zu erreichen, sind funktionierende, strategische Partnerschaften notwendig. Politik und Verwaltung sind gefragt, gleichermaßen aber auch Eigentümer der Immobilien, Händler sowie Gewerbetreibende und letztlich die Bevölkerung selbst. Setzen wir gemeinsam Maßnahmen im Sinne der Aufrechterhaltung der hohen Lebensqualität in unserem Burgenland.“

 

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