Eisenstadt, 30. 1. 2020
Senioren sind überdurchschnittlich oft von Wohnungsbränden betroffen
Jährlich brennt es zwischen 6.000 und 7.000 Mal in Österreich, etwa die Hälfte aller Brandgeschehen entfällt auf private Haushalte. Mehr als 30 Brandtote und mehrere Hundert Brandverletzte sind die traurige Bilanz. Generell gilt dabei: Mit steigendem Alter steigt auch die Gefahr. Für Menschen im höheren Lebensalter ist das Risiko, bei einem Wohnungsbrand ums Leben zu kommen, doppelt so hoch wie für die Durchschnittsbevölkerung. So sind laut statistischen Aufzeichnungen der österreichischen Brandverhütungsstellen mehr als die Hälfte der Brandtoten in Österreich über 65 Jahre alt. Somit gilt es daher, auf den Brandschutz für Senioren ein besonderes Augenmerk zu legen.
Die Statistiken der österreichischen Brandverhütungsstellen machen es deutlich:
Bei Wohnungsbränden gehören Senioren zur Risikogruppe Nummer 1. Die Auswertung der Brandopferzahlen nach Alter bringt hervor, dass das Durchschnittsalter aller Brandtoten bei 62 Jahren liegt; jenes der Männer beträgt 57 und jenes der Frauen 70 Jahre. In einer langjährigen Betrachtungsweise der wichtigsten Altersgruppen entfallen nur 2,0 Prozent der Brandtoten auf die Gruppe der unter-15-Jährigen (Anteil an der Gesamtbevölkerung: 15,0 Prozent), 47,4 Prozent auf die Gruppe der 15- bis 65-Jährigen (67,5 Prozent der Gesamtbevölkerung) und 50,6 Prozent – also knapp mehr als die Hälfte – auf die Kategorie der über 65-Jährigen mit einem Anteil von 17,5 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
Interessant wird die weitere Aufschlüsselung innerhalb der letztgenannten Altersgruppe: 14,9 Prozent der Brandtoten sind 65 bis 75 Jahre alt (9,6 Prozent der Bevölkerung), 19,8 Prozent der Brandtoten entfallen auf die Altersgruppe der 75- bis 85-Jährigen (5,9 Prozent der Bevölkerung) und 15,8 Prozent auf die Gruppe der über 85-Jährigen (2,2 Prozent der Bevölkerung). Diese Aufschlüsselung untermauert sehr eindrucksvoll den folgenden Kernsatz der Brandschutzexperten: Mit steigendem Alter steigt auch die Gefahr, von einem Wohnungsbrand betroffen zu sein und dabei verletzt oder gar getötet zu werden.
Risikofaktor Alter
Die Gründe dafür sind mehrschichtig, liegen aber aus der Sicht der Brandschutzexperten klar auf der Hand: „Zum einen leben ältere Menschen häufig allein, oder sind überhaupt in ihrer Mobilität eingeschränkt“, erklärt Bundesfeuerwehrrat Ing. Martin Mittnecker, Leiter der Brandverhütungsstelle im Landesfeuerwehrverband Burgenland „Das Problem ist die zunehmend fehlende Selbstrettungsfähigkeit bei einem Brand.“ Dazu komme noch die abnehmende Sinneswahrnehmung. „Ältere Menschen sehen, hören und riechen tendenziell schlechter, Brandgefahren werden leichter übersehen oder zu spät wahrgenommen. Und auch unsere Reaktionszeit wird länger. Mit zunehmendem Alter benötigen wir einfach mehr Zeit, um auf unvorhergesehene Situationen zu reagieren und Gefahren abzuwenden.“
Gleichzeitig herrsche in Seniorenhaushalten auch ein erhöhtes Brandrisiko – beispielsweise durch alte elektrische Anlagen und Geräte oder etwa durch brennende Andachts- und Gedenklichter. Insbesondere im Zusammenhang mit offenem Licht und Feuer oder auch beim Kochen komme ein weiterer, sehr wesentlicher Faktor zum Tragen: „Unser Gedächtnis täuscht uns häufiger. Im Alter passiert es immer öfter, dass der Herd, die Heizdecke, das Bügeleisen oder der Wasserkocher irrtümlich eingeschaltet bleiben. Ältere Menschen vergessen oder übersehen häufiger, dass das Essen noch auf dem eingeschalteten Herd steht, im Nebenraum eine Kerze brennt oder das Ofentürchen nach dem Einheizen noch offen steht“, so Mittnecker: „Gerade bei Senioren ist die Erfahrung im Umgang mit offenem Licht und Feuer vorhanden, sie wird aber zunehmend vergessen.“
Die gleiche Problematik bestehe übrigens auch in Alten- und Pflegeheimen sowie in betreuten Senioren-Wohneinrichtungen, wo die körperliche und geistige Konstitution der Bewohner – vor allem die tendenziell in Zunahme begriffene Demenzerkrankung – zu berücksichtigen ist. Eine Selbstrettung der Bewohner ist faktisch unmöglich. In Alten- und Pflegeheimen sind daher neben baulichen Maßnahmen auch organisatorische und technische Brandschutzmaßnahmen vorgeschrieben und zu ergreifen.
Rauchwarnmelder für Senioren als Lebensretter!
Doch auch in privaten Seniorenhaushalten sollte dem vorbeugenden Brandschutz erhöhte Aufmerksamkeit zukommen, empfiehlt Mittnecker. Neben der Einhaltung der üblichen Brandschutztipps gehe es vor allem darum, Seniorenwohnungen mit sogenannten Rauchwarnmeldern auszustatten: „Diese können in kritischen Situationen lebensrettend sein! Optische Rauchwarnmelder erkennen frühzeitig den Rauch und warnen durch einen unüberhörbar lauten, schrillen Alarmton, der auch bei eingeschränkter Hörfähigkeit wahrgenommen wird. Ein Brand wird dadurch bereits im Anfangsstadium erkannt, was das rechtzeitige Verlassen des Gefahrenbereiches, die frühzeitige Alarmierung der Einsatzorganisationen oder sogar das Löschen des Brandes ermöglicht.“
Dennoch empfiehlt der Leiter der Brandverhütungsstelle, bei der Ausstattung von Seniorenhaushalten mit Rauchwarnmeldern einen Schritt weiter zu denken: „Sofern die Möglichkeit dazu besteht, etwa wenn jüngere Familienmitglieder im gleichen Haus oder in der Nachbarschaft wohnen, macht es Sinn, statt der üblichen Rauchwarnmelder solche zu installieren, die untereinander vernetzt werden können und die Alarmweiterleitung in den Nachbarhaushalt ermöglichen.“ Für schwerhörige Personen und/oder Personen mit Sehschwäche gibt es Rauchmelderlösungen mit zusätzlichem Vibrations-Alarm und Lichtsignalen.
Als praktischen Tipp führt BFR Ing. Mittnecker aus: „Verwenden Sie generell Rauchwarnmelder mit langer Batterielaufzeit, beispielsweise sogenannte 10-Jahres-Melder, denn das plötzliche Piepen einzelner Rauchwarnmelder als Infosignal bei fast leeren Batterien führt bei älteren Menschen eher zu Verwirrung und Verunsicherung.“
Tipps zur Prävention?
Insgesamt ergeben die richtigen Präventionsmaßnahmen in Kombination mit modernen und im optimalen Fall auch vernetzten Rauchwarnmelder einen optimalen Schutz für Senioren. Die wichtigsten Punkte dabei sind:
- Achten Sie darauf, Flucht- und Rettungswege immer frei zu halten. Insbesondere Flure und Treppenhäuser dürfen nicht mit Einrichtungsgegenständen „vollgestellt“ werden.
- Nutzen Sie eine Kombination aus verschiedenen Warnsystemen. Insbesondere optische Signale und miteinander vernetzte Rauchwarnmelder können hier sinnvoll sein.
- Vermeiden Sie Brände bevor sie entstehen – erkennen Sie mögliche Brandherde und beseitigen Sie diese. Gerade wenn Wohnungen bzw. Häuser schon sehr lange bewohnt werden, sollten die Stromleitungen und Haushaltsgeräte einem E-Check unterzogen werden.
- Nutzen sie die die Möglichkeiten der Brandschutzunterweisung von Senioren.
Was tun, wenn’s in der Wohnung brennt?
- Zimmer bzw. Wohnung umgehend verlassen
- Verschwenden Sie keine Zeit
- Zimmer- oder Wohnungstür hinter sich schließen
- Lift nicht benutzen
- Feuerwehr rufen