Eisenstadt, 1. 9. 2020
Bei der heutigen Pressekonferenz mit NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre und Landessprecher Eduard Posch wurde der vor kurzem präsentierte CoV-Leitfaden für Kinderbildungs- und -Betreuungseinrichtungen einem Fairness- und Realitätscheck unterzogen, dem er – so viel vorweg – nicht standhalten konnte.
„Spätestens bei der Stufe „orange“ in Kindergärten fängt es an, realitätsfern zu werden, da diese Stufe kein Durchmischen von Gruppen mehr vorsieht. Wer Kindergärten von innen kennt weiß, dass vor allem in der Früh und am Abend Kinder in gemeinsamen Gruppen zusammengefasst werden. Auf dem vorgestellten Papier steht nun: kein Durchmischen von Gruppen. Wie das in der Praxis aussehen soll, ist mehr als fragwürdig. Will man diesen Richtlinien folgen, müssen auch die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, das bedeutet z.B. mehr Mitarbeiter_innenstunden. Unseres Wissens sind jedoch kein zusätzliches Personal und kein zusätzliches Budget vorgesehen. Es wird daher ein Corona-Sonderbudget für Kindergärten geben müssen, wenn man die Einhaltung der Ampelfarben ernst nimmt“, so Künsberg Sarre. „Auch beim Fairnesscheck fallen die Leitlinien der Bildungsdirektion durch. Schon vor der Coronakrise haben Pädagoginnen und Pädagogen eine große Verantwortung für die Kleinsten in unserer Gesellschaft übernommen, sie fördern sie, unterstützen sie und arbeiten mit ihnen, eine enorme Verantwortung für diese Berufsgruppe und das wird jetzt durch die Coronakrise nochmal verstärkt. Es gibt viel Körperkontakt, wenn Kinder traurig sind, werden sie getröstet und es ist kein Abstandhalten möglich. Darum fordern wir seit Wochen, dass es auch vermehrt Tests für Pädagogen und Pädagoginnen geben soll, sowohl in Kindergärten als auch in Schulen, wie es bei Gesundheitsberufen der Fall ist. Wir wollen auch hier eine Fast-Lane bei Testungen, dass Verdachtsfälle innerhalb von 24 Stunden abgeklärt werden, um weitere Unsicherheit zu vermeiden. Was wir auch vermissen ist Aufklärung und Informationen Pädagog_innen gegenüber, um ihnen Sorgen und Ängste so gut es geht zu nehmen und auch um sich auszutauschen, was gut funktioniert hat und was nicht.“
Landessprecher Eduard Posch geht auf die CoV-Leitlinien der Landesregierung wie folgt ein:
- Die auf 36 Seiten vorgelegten Richtlinien sind unübersichtlich, inhaltlich überladen, von Wortwiederholungen geprägt und geben keine Klarheit und Sicherheit für dieMitarbeiter_innen in den Betreuungseinrichtungen.
- Sie beinhalten keine Erkenntnisse über das Virus, die seit dem Frühjahr gewonnen wurden: Kinder sind keine Super-Spreader: Kinder unter 12 Jahren übertragen das Virus nur selten an andere Kinder oder Erwachsene.
- Der Leitfaden ist geprägt von einer eher panikartigen Vorgangsweise und ist in seiner vollen inhaltlichen Festlegung nicht umsetzbar. Es hat den Anschein, dass diese Richtlinien die Funktion der Absicherung der politisch Verantwortlichen und der Rechtsträger – in der Regel die Gemeinden – hat und nicht als Unterstützung für Pädagog_innen dienen soll.
- Der Rechtsträger – in den allermeisten Fällen die Gemeinden – können auch ohne behördliche Anordnung der Gesundheitsbehörden eine eigenständige Schließung des Kindergartens oder einer Kinderkrippe vornehmen. Es ist aber vollkommen unklar, wann und unter welchen Umständen eine solche eigenständige Schließung stattfinden kann. Es kann nicht sein, dass es vom Gutdünken eines Bürgermeisters abhängt, ob es eine Kinderbetreuung gibt oder nicht.
- Das Land hat gemeinsam mit den Gemeinden eine pandemiegerechte Betreuung zu garantieren. Wenn die Kindergärten die verordneten Richtlinien und das angekündigte Corona-Ampelsystem tatsächlich auch umsetzen sollen und es nicht nur eine Leitlinie auf dem Papier bleiben soll, braucht es wesentlich mehr als bisher angekündigt.
Wir NEOS fordern daher in einem 5 Punkte-Programm:
- Sofortige Überarbeitung und Vereinfachung der CoV Richtlinien unter Einbeziehung der Pädagoginnen und Gemeinden
- Sonderbudget für Kindergärten für Personal- und Raumressourcen
- Umfassende Teststrategie und Fast Lane
- Klare, transparente Regeln bei eigenständiger Schließung durch die Gemeinde
- Mobilie multiprofessionelle Teams, die psychologische, psychotherapeutische und sozialarbeiterischer Unterstützung bieten