Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus

Eisenstadt, 20. 6. 2024

Am 20. Juni 2024 fand die feierliche Eröffnung der Wanderausstellung „Hitlers Exekutive im Festsaal der Landespolizeidirektion in Eisenstadt statt.

Die Ausstellung ist ab sofort bis 13. September 2024 öffentlich zugänglich. Für Führungen bedarf es lediglich einer Anmeldung unter lpd-b-veranstaltungen@polizei.gv.at.

In Vertretung des Landeshauptmanns von Burgenland, Hans-Peter Doskozil, nahm Landtagspräsident Robert Hergovich daran teil. Hergovich stellte fest, dass es besonders wichtig sei, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Auch das Land Burgenland habe viele Initiativen gestartet, um den Themenbereich zu bearbeiten, z. B. die Ausstellung auf der Friedensburg Schlaining zum Thema Antisemitismus. „Demokratie ist ein immens wichtiges Gut, sie darf niemals gefährdet werden. Ein wichtiger Ansatz ist, die Jugend dort zu erreichen, wo sie angesprochen werden kann, d.h. vor allem im Bereich Social Media“, meinte Hergovich.

Landespolizeidirektor Mag. Martin Huber bedankte sich dafür, dass das Burgenland als erstes Bundesland nach Wien ausgewählt worden sei, um die Ausstellung zu betreuen. Besonders wichtig sei der Umgang der Polizei mit dem Thema Nationalsozialismus. Deshalb begrüße er die Implementierung der Ergebnisse des Forschungsprojekts in die Grundausbildung für die Polizeischüler und -innen.

Die Leiterin des Forschungsprojekts „Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938–1945“, Prof.in Barbara Stelzl Marx, Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung, meinte: „Ich habe mich über den Erhalt des Forschungsauftrags des Bundesministeriums für Inneres sehr gefreut. Über einzelne Teilbereiche zur Polizei im Nationalsozialismus ist zwar schon geforscht worden, unser Auftrag hat es aber erstmals möglich gemacht, eine Zusammenschau der komplexen Thematik zu erreichen.“ Es sei damit ein Anfang gesetzt worden, darauf aufbauend müsse noch vieles erforscht werden.

Das Forschungsprojekt „Die Polizei in Österreich: Brüche und Kontinuitäten 1938-1945“ wurde gemeinsam vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung/Universität Graz, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands und Mauthausen Memorial wissenschaftlich bearbeitet und fertiggestellt.

Die Kuratorin der Ausstellung Mag. Martina Zerovnik führte anschließend für Besucher:innen der Eröffnung fachkundig und beeindruckend durch die Ausstellung.

 

„Hitler Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde innerhalb der Exekutive vor allem der Opfer des Nationalsozialismus in der Polizei und Gendarmerie gedacht. Die eigene Täterschaft blieb lange nicht aufgearbeitet. Heute ist bekannt, dass die Polizei eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Herrschaft spielte. Ihre „Ordnung und Sicherheit“ baute auf Überwachung, Unterdrückung und Terror auf. Die Polizei verfolgte, inhaftierte und tötete Menschen, die das Regime als „Gegner“ betrachtete. Dazu zählten auch Kollegen, die anderen politischen Lagern angehörten, Widerstand leisteten oder Menschen in Gefahr halfen.

Die Ausstellung gibt einen Überblick über die Organisation, die Aufgaben und die Gesinnung der Exekutive im Nationalsozialismus samt den Brüchen und Kontinuitäten vor und nach der NS-Herrschaft. Anhand von Biografien zeigt sie die Schicksale und Verhaltensweisen österreichischer Polizisten und Gendarmen – von Freiheitskampf bis hin zu Tyrannei und Mord. Dabei geht es insbesondere darum, unterschiedliche Perspektiven und Handlungsspielräume aufzuzeigen.

 

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