Eisenstadt, 12. 8. 2024
Dritte Runde der „Kochgespräche“ in Gols: Wia schaut´n des zaussert aus?
Die erfolgreiche Serie „Kochgespräche mit Anja“ ging in die dritte Runde. Gastgeberin Anja Haider-Wallner, Landessprecherin und Klubobfrau der Grünen im Burgenland, Kochbuchautorin und Mitbegründerin des Gastro-Social-Business FreuRaum, lud erneut zu einem spannenden Gespräch und kulinarischen Erlebnissen ein.
Dieses Mal dreht sich alles um das Thema „Gartln in trockenen Zeiten“. Als Expert:innen geladen sind die wildpflanzenbegeisterte Agrarberaterin Claudia Winkovitsch und der im Burgenland bekannte „Zaubergärtner“ Wolf Stockinger. Gemeinsam diskutierten sie Probleme, Ansätze und Lösungen rund um Natur, Klimaschutz und Klimawandelanpassung im heimischen Garten.
Die Diskussion dreht sich um mehrere zentrale Themen, wie etwa klimaresistente Pflanzen, die sowohl Starkregen als auch lange Hitze aushalten, die Vielfalt im Garten, und wie sehr wir die Pflanzen vor unserer eigenen Haustür verwerten könnten, würden wir nur das alte Wissen wieder ausgraben.
Gekocht wird im Innenhof des Bio-Heurigen Lehner in Gols, umgeben von charmanten alten Fassaden mit Weinbewuchs. Während der Zubereitung spontan entstandener Kreationen aus den mitgebrachten Zutaten, wird mit den Expert:innen über die mögliche Nutzung von Wildkräutern und andere essbare Ressourcen vor unserer Haustür diskutiert – und darüber, wie wir unsere Gärten am besten klimafit bekommen.
Wolf Stockinger ist Vielfaltsgärtner und im Naturschutz tätig. Er pflanzt Beete im „New Pannonian Style“ und weiß Bescheid: „Pflanzen sind in Wahrheit unsere Lehrmeister. Wir müssen nur wieder lernen, hinzuschauen.“ Claudia Winkovitsch ergänzt: „Viele haben zuhause ihr G’scher mit dem Unkraut, und wissen gar nicht, dass so vieles essbar und nutzbar ist.“
Das Thema Ernährungssicherheit wird von Haider-Wallner angesprochen. Wie geht es zusammen, dass Supermärkte aus dem Boden schießen, überproduziert wird, auf der anderen Seite aber die Sorge vor Lebensmittelknappheit wächst, wir aber so vieles ungenutzt lassen, was einfach da ist?
„Man kann bei sich zuhause anfangen: Wie viel und was kaufe ich ein? Was brauch ich, was kann ich aus dem Garten, aus der Natur, an Wildkräutern und Pflanzen verwenden? Wir bräuchten viel weniger produzieren und könnten uns gut ernähren. Wir leben in der Fülle, wenn wir der Natur genug Raum geben sich zu entfalten, wenn wir nutzen, was da ist und anerkennen, dass wir Gast auf Erden sind und die Natur unsere Ernährung sichert, und wir das auch ganz viel selbst aktiv werden können“, so Winkovitsch.
„Bevor man übers Zaussert schimpft, es sich anschauen, sich damit auseinandersetzen und oft genug draufkommen, dass das gar nicht so blöd ist“, nickt Stockinger.
Die Frage, um die es eigentlich heute geht, stellt Haider-Wallner dann sehr konkret: „Wenn ich bei null anfange – wie bekomme ich meinen Garten klimafit? Was heißt das und wo eigne ich mir am besten Wissen an?“
Die Antworten kommen prompt: Es geht darum, der Natur ihren Raum zu geben. Staudenbeete anlegen, Flächen vom Mähen aussparen, schauen, was da wächst. Und wie entwickelt sich das? Bei der Nutzung von Apps für die Bestimmung von Wildpflanzen ist allerdings Vorsicht geboten, da die Verwechslungsgefahr auch hier oft groß ist.
Nüsse, Feigen und Brombeeren sind sehr trockenheitsresistente Pflanzen und belohnen auch mit wenig Mühe. Thujenhecken kann man ideal mit verschiedenen anderen Sträuchern ersetzen, wichtig ist die Vielfalt!
Bäume und Sträucher im Garten spenden Schatten und senken die Temperaturen drastisch. Wenn man neue Beete anlegt, empfiehlt es sich, zwischen den Pflanzen Platz zu lassen, um der Natur ihren Raum zu geben und zu sehen, was sie bringt und wie wir es nutzen können.
Winkovitsch: „Wir haben so viele wertvolle Bitterstoffpflanzen im Garten, die so gesund sind und sich super ins Essen integrieren lassen, wie zum Beispiel Löwenzahn. Auch Spitzwegerich, Schafgarbe, Brennessel, die ganzen Klassiker – so wertvoll, und einfach da.“
Haider-Wallner resümiert das Gespräch: „Die Klimakrise kommt im eigenen Garten an! Meine beiden Gäste haben zahlreiche Tipps gegeben, wie man das Beste für die Natur und den Menschen aus der sich ändernden Situation machen kann! Naturgärtnern statt sich ärgern ist die Devise. Und das mit viel Genuss.“
Gekocht wurde übrigens eine Linsen-Zucchini-Suppe, gefüllter Mangold mit Reis und als Nachspeise gekochte Haferflocken mit frischen Früchten und aromatischen Kräutern aus dem Garten.
Die ganze Folge gibt´s zu sehen auf Youtube unter „Kochgespräche mit Anja”.
Die spontan kreierten Rezepte gibt´s zum Nachlesen auf der Website der Grünen Burgenland unter: https://burgenland.gruene.at/news/kochgesprache-mit-anja-wia-schautn-des-zaussert-aus/