Eisenstadt, 17. 10. 2024
Die Ereignisse der letzten Monate haben der Welt erneut demonstriert, wie gefährlich die Lage im Nahen Osten ist und wie schnell die Gewalt eskalieren kann – mit erschreckenden Folgen vor allem für die Zivilbevölkerung in der Region. Die andauernden Auseinandersetzungen haben bereits unzählige Menschenleben gefordert und unermessliches Leid über die betroffene Bevölkerung gebracht. Die humanitäre Krise verschärft sich zusehends. Es ist daher dringend notwendig, dass wir uns gemeinsam und verstärkt für Frieden und Stabilität einsetzen.
Waffenstillstand und Friedensverhandlungen: Ein dringender Appell
Alle Konfliktparteien sollten unverzüglich die Waffen niederlegen und ohne weitere Bedingungen eine sofortige Waffenruhe erklären. Die fortgesetzte Gewalt und das gegenseitige Misstrauen führen nur zu weiterem Leid und Zerstörung, ohne die grundlegenden Ursachen des Konflikts zu lösen. Nur durch eine schnelle und bedingungslose Waffenruhe scheint es möglich, ernsthafte und konstruktive Friedensgespräche zu beginnen, die einen nachhaltigen Frieden in dieser Region ermöglichen sollen.
Respekt und Schutz für UN-Truppen
Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang der Respekt gegenüber den UN-Friedenssicherungstruppen, die in der Region seit 1948 aktiv sind, um Sicherheit und Stabilität zu gewährleisten. Diese Soldatinnen und Soldaten riskieren tagtäglich ihr Leben im Dienste des Friedens. Es ist unabdingbar, dass alle Konfliktparteien die Präsenz der UN-Truppen respektieren, deren Unversehrtheit sicherstellen und ihnen den notwendigen Schutz zukommen lassen, damit sie ihre wichtigen Aufgaben erfüllen können.
Angriffe auf UN-Truppen, der Missbrauch ihres Schutzes oder das bewusste Erschweren ihrer Einsätze gefährden nicht nur deren Sicherheit, sondern behindern die vielen humanitären Maßnahmen, die zur Linderung des Leids der Zivilbevölkerung beitragen. Solche Handlungen untergraben die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft, den Frieden in der Region zu sichern.
Die Rolle der internationalen Gemeinschaft
Die internationale Gemeinschaft ist aufgerufen, ihre Anstrengungen zur Förderung einer diplomatischen Lösung zu intensivieren. Es bedarf jetzt mehr denn je entschlossener und geeinter diplomatischer Initiativen, um alle Beteiligten an den Verhandlungstisch zu bringen. Der Konflikt im Nahen Osten hat globale Auswirkungen, und es liegt in der Verantwortung aller Staaten, einen Beitrag zur Beendigung dieser Krise zu leisten.
Es ist Zeit, das Blutvergießen zu beenden und eine Zukunft des Friedens und der Koexistenz zu schaffen. Österreich ist in dieser Region seit vielen Jahrzehnten – auch als Truppensteller für UN-Einsätze – engagiert und wird weiterhin seine Rolle im Rahmen der internationalen Bemühungen spielen, um eine friedliche Lösung dieses Konflikts zu unterstützen. Dies kann nur gelingen, wenn alle Konfliktparteien den Mut aufbringen, einander zu respektieren und den Weg des Dialogs zu gehen. Eine friedliche Lösung des Konflikts kann nicht von außen oktroyiert werden, sondern kann nur von den Parteien selbst kommen.
Wir sind uns der Komplexität der Hintergründe der Konflikte in Palästina bewusst und wissen um die Widersprüchlichkeit und scheinbare Unvereinbarkeit der Forderungen und Vorstellungen aller beteiligten Parteien. Gerade deshalb aber appellieren wir an die Menschlichkeit, an die Vernunft und an das Verantwortungsbewusstsein aller an diesem Konflikt beteiligten Parteien – seien es Staaten, Organisationen oder Gruppierungen – gegenüber den vielen unschuldigen Menschen, die unter diesem Konflikt leiden.
Generalmajor i.R. Nikolaus Egger MSD ist Präsident der Vereinigung der Österreichischen Peacekeeper und war in der Vergangenheit u.a. Kommandant des österreichischen UNDOF-Bataillons in Syrien und Verteidigungsattaché in Israel.