Burgenländische Industriekonjunktur im Sinkflug

Eisenstadt, 23. 10. 2025

Die Industriekonjunktur Burgenland macht einen scharfen Knick nach unten: Verlief das Konjunkturbarometer die vergangenen acht Quartale mehr oder weniger seitwärts, sinken die Werte des dritten Quartals 2025 rapide ab.

Bei der aktuellen Industriekonjunktur sticht vor allem eines ins Auge: der Abwärtstrend. Nahezu alle abgefragten Werte haben sich signifikant verschlechtert. Das geht aus der Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2025 der Industriellenvereinigung (IV) Burgenland und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland hervor.

Nach einer knapp zwei Jahre andauernden Phase der Seitwärtsbewegung stürzt die burgenländische Industriekonjunktur ab. Die Anzahl derer, die die derzeitige Geschäftslage als schlecht einstufen, hat sich fast verdreifacht (von 17 Prozent im zweiten Quartal 2025 auf 47 Prozent aktuell). Ganz ähnlich gestaltet sich die Situation beim derzeitigen Auftragsbestand. Die Anzahl derer, die ihn schlecht bewerten, hat sich seit dem letzten Quartal mehr als verdoppelt (von 18 Prozent auf 39). Insbesondere der deutliche Abschwung der Auslandsaufträge verdeutlicht den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.

Einzig der Verkaufspreis in drei Monaten und die Geschäftslage in sechs Monaten folgen dem Negativtrend nicht – die Werte entwickeln sich eher in die Waagrechte. So gehen 96 Prozent der Befragten davon aus, dass die Verkaufspreise gleichbleiben werden.

Deutlich sinkt hingegen der erwartete Personalstand in drei Monaten: 39 Prozent erwarten einen eher sinkenden Personalstand. Das ist ein Allzeit-Tief.

 

„Zielgerichtete Maßnahmen, um Wachstumsperspektive zu gestalten“

 

„Bisher fällt auf, dass die Industriekonjunktur im Burgenland in den vergangenen zwei Jahren zwar keine große Entwicklung gemacht hat, wir haben uns allerdings über dem Österreich-Schnitt befunden“, weist IV-Burgenland Geschäftsführerin Aniko Benkö auf die derzeitige schwierige Lage der Industrie im Burgenland hin. „Wir haben jetzt einen deutlichen Sinkflug hingelegt. Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage haben einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Zu hoffen ist jetzt, dass sich tatsächlich, wie von den Befragten erwartet, die Geschäftslage in einem halben Jahr bessert.“

Es müssten dringend die Kosten für Unternehmen reduziert werden, um wirtschaftlich wieder voranzukommen, so Aniko Benkö. „Ich erzähle niemandem etwas Neues, wenn ich sage: Die heimischen Industrieunternehmen stehen unter enormen Kostendruck. Nicht nur muss dieser verringert werden, es braucht auch merkliche Impulse, die den Wirtschaftsmotor in Gang setzen“, betont Benkö und führt aus: „Die Industrie kämpft mit den hohen Lohnstückkosten in Österreich und benötigt Entlastung bei Energiepreisen und Bürokratie. Neben diesen Rahmenbedingungen braucht es deutliche Investitionsanreize. Die österreichische Industrie ist exportorientiert, daher muss Österreich offen sein für neue Freihandelsabkommen und entsprechend positiv für das Mercosur-Abkommen eintreten. Es braucht zielgerichtete Maßnahmen, um wieder eine Wachstumsperspektive zu gestalten.“

Ewald Hombauer, Geschäftsführer der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland, ergänzt: „In diesem Umfeld kommt der Wirtschaftspolitik eine entscheidende Rolle zu, um die Erwartungssicherheit und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Um das mittel- und langfristige Wachstumspotenzial zu erhöhen, müssen nationale Strukturreformen sowie eine Verbesserung der industrie- und handelspolitischen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene zügig in Angriff genommen werden.“

 

Die Konjunkturumfrage des dritten Quartals 2025 im Detail:

Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage befindet sich im Sturzflug: 27 Prozent (32) der Industrieunternehmen bewerten die Geschäftslage als gut. 26 Prozent (51) sehen die aktuelle Geschäftslage als durchschnittlich und 47 Prozent (17) bewerten sie negativ.

Auch die Bewertung des derzeitigen Auftragsbestandes bewegt sich in eine negative Richtung: 24 Prozent (37) der befragten Unternehmen sprechen von guten Auftragsbeständen. 37 Prozent (45) sehen diese als durchschnittlich und 39 Prozent (18) der befragten Betriebe bewerten den derzeitigen Auftragsbestand als schlecht.

Die Beurteilung der derzeitigen Auslandsaufträge folgt dem Negativtrend und sinkt noch weiter als Geschäftslage und Auftragsbestände: 24 Prozent (24) beurteilen sie als gut. 15 Prozent (37) der teilnehmenden Unternehmen bewerten sie als durchschnittlich und 61 Prozent (17) geben an, dass es derzeit um die Auslandsaufträge schlecht steht.

Der Verkaufspreis in 3 Monaten zeugt von ein wenig Licht in der Krise. Die Einschätzung befindet sich auf dem besten Stand seit sechs Quartalen, was sich hauptsächlich auf erwartete gleichbleibende Preise stützt: 1 Prozent (0) rechnen mit steigenden Verkaufspreisen, 96 Prozent (81) erwarten stabile Preise und 3 Prozent (19) der befragten Betriebe erwarten fallende Verkaufspreise.

Der Beschäftigtenstand in 3 Monaten hingegen ist in den Einschätzungen rapide abgesunken: 3 Prozent (11) gehen von einer steigenden Mitarbeiteranzahl aus, 58 Prozent (83) von gleichbleibenden und 39 Prozent (6) erwarten einen eher sinkenden Beschäftigtenstand.

Die Geschäftslage in 6 Monaten entwickelt sich laut den Befragten in eine Seitwärts-Richtung: 18 Prozent (8) sehen eine gute Geschäftslage, 55 Prozent (83) sind der Meinung, dass sie durchschnittlich bleibt. 27 Prozent (9) erwarten eine schlechte Geschäftslage in 6 Monaten.

Die Klammerwerte sind jeweils die Vergleichswerte des 2. Quartals 2025.

Zur Befragung: An der Konjunkturumfrage der IV-Burgenland und Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Burgenland nahmen 24 Unternehmen mit insgesamt 3.701 Beschäftigten teil. Bei der Umfrage werden drei Antwortmöglichkeiten vorgelegt: positiv, neutral und negativ. An den Prozentanteilen der Antworten wird der konjunktursensible „Saldo“ aus den positiven und negativen Antworten unter Vernachlässigung der neutralen gebildet. Das Konjunkturbarometer wird aus dem Mittelwert der aktuellen Geschäftslage und der erwarteten Geschäftslage in sechs Monaten bestimmt.

 

 

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