Die Zukunft der Kryptowährungen

Eisenstadt, 8. 3. 2021

Wie alltagstauglich sind Bitcoin, Ether und Co.? Was schauen sich Banken von Blockchain-Technologien ab und wer kennt sich in dem Thema eigentlich so wirklich aus? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Markus Schindler in seiner Dissertation im PhD Programm in International Economic Relations and Management der FH Burgenland. Trotz aktuellem Boom sieht er Kryptowährungen in naher Zukunft nicht als Zahlungsmittel für die breite Masse.

fhMit einer großen Investition in Bitcoin sorgte der US-Elektroautobauer Tesla vor einem Monat für Schlagzeilen. Elon Musk löste damit nicht nur rasante Kursanstiege an den Börsen, sondern auch breite Debatten über das Potenzial von Bitcoins aus. An der FH Burgenland schloss kürzlich Diplomand Markus Schindler sein PhD Studium ab und beschäftigte sich in seiner wissenschaftlichen Untersuchung mit genau dieser Thematik. „Es ging mir darum in Erfahrung zu bringen, ob und in welcher Form Kryptowährungen in unseren Alltag finden können“, erklärt Schindler. Dies habe er aus drei Blickwinkeln betrachtet.

Die Meinung der Banken als Gatekeeper im Finanzsektor
„Kryptowährungen werden von Banken in Österreich aktuell nicht ernst genommen“, bilanziert Schindler nach Interviews mit den großen Fischen im Teich. „Was sie aber fasziniert, ist die darunterliegende Technologie, die Blockchain. Damit beschäftigen sich nahezu alle großen Bankensektoren und bauen dort auch entsprechende Kompetenzen auf.“ Schindlers Interviewpartner erzählten von spannenden Projekten. So gebe es z.B. bereits die ersten Banken, die aufsetzend auf privaten und öffentlichen Blockchains erste Teilprozesse abbilden. Das Interesse liege vorerst jedoch allein im technischen Bereich.

Hohes Betrugsrisiko für Otto Normalverbraucher
Die Meinung und den Informationsgrad potenzieller Nutzerinnen und Nutzer erhob Schindler im Rahmen einer Online-Befragung mit rund 300 Teilnehmenden. Sein Fazit: „Man merkt, dass das Thema noch nicht in der breiten Masse angekommen ist. Wenige durchschauen, worum es bei diesem jungen, komplexen Thema geht.“ Es sei für die breite Masse auch viel zu kompliziert, selbst Kryptowährungen zu erwerben. Außerdem: „Wo viele Leute mit wenig Ahnung sind, sind Betrüger nicht weit.“ Von Börsen-Hacks bis hin zu fishing Attacken – die Bandbreite an möglichen kriminellen Akten ist enorm, das Risiko für Laien ebenso. Der Sektor fühle sich immer noch an wie der reinste wilde Westen mit wenig Regulierung und viel Marktmanipulation. „Das wirft leider schlechtes Licht auf Kryptowährungen.“

Regierungen seien gefordert, hier Regulierungen herbeizuführen. Für Staaten sei es jedoch schwierig, zu intervenieren, weil das System darauf ausgelegt sei, genau das zu verhindern. Nicht zuletzt wurden Kryptowährungen als demokratisches Zahlungssystem konzipiert.

Alltagstauglichkeit noch nicht gegeben
Der PhD Student schloss seine Analyse mit einer Betrachtung des aktuellen Status-quo am Zahlungsmarkt ab. Die Möglichkeiten für Konsumentinnen und Konsumenten seien aktuell noch eher mager, so Schindler. Projekte, die etwa pre-paid Kreditkarten mit dem Kryptowährungs-System koppeln, bieten derzeit die Möglichkeit mit Kryptowährungen zu bezahlen. Theoretisch sei das Bezahlen also möglich, dennoch handle es sich dabei aber eher um einen Work-around als eine konkrete Bezahlmöglichkeit.

Für Schindler, der selbst seit 2016 Kryptowährungen hält, war die Beschäftigung mit dem Thema anfangs rein spekulativ motiviert. Doch, „je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr kristallisieren sich einzelne Projekte heraus, die potenziell langfristig erfolgreich sein können.“ Sein abschließendes Fazit: „Das Potenzial ist da, aber es muss noch viel passieren. Bitcoin ist eher kein Zahlungsmittel in der nahen Zukunft.“

Zur Person
Markus Schindler absolvierte sein Bachelor- und Masterstudium an der FH Wiener Neustadt. Nach einigen Jahren der beruflichen Erfahrung im technischen Sektor mit Fokus auf banking solutions machte er sich 2016 selbständig. Da seine akademische Laufbahn noch nicht zu Ende sein sollte, inskribierte er 2016 im PhD Programme in International Economic Relations and Management der FH Burgenland mit internationalen Partnerhochschulen. Mit seiner Defensio konnte er sein Doktoratsstudium kürzlich erfolgreich abschließen. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der Zukunft der Kryptowährungen unter verschiedenen Gesichtspunkten. Er nahm an internationalen, wissenschaftlichen Konferenzen teil und veröffentlichte wissenschaftliche Artikel zum Thema.

Facts zu den PhD Programmen
Seit Herbst 2014 läuft an der FH Burgenland ein Joint Cross-Border Doktoratsprogramm in International Economic Relations and Management in Kooperation mit internationalen Partneruniversitäten. Das postgraduale Angebot wurde mittlerweile um das PhD Programm in Educational & Communication Sciences erweitert. Beide Doktoratsprogramme werden vollständig in englischer Sprache geführt. Der erworbene akademische Titel ist in Österreich, in der gesamten europäischen Union und weltweit anerkannt. Das erste Studienjahr verbringen die Studierenden an der FH Burgenland in Eisenstadt. Danach werden sie je nach gewähltem Forschungsgebiet für das zweite und dritte Studienjahr an eine Partnerhochschule entsandt. Das Studium umfasst 180 ECTS Punkte, das entspricht in etwa 4.500 Arbeitsstunden über die Dauer von mindestens drei bis fünf Jahren.

 

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