Die Zukunft von mobile Health in Österreich

Eisenstadt, 11. 5. 2021

Wie so oft wird es am Geld liegen, ob sich das heimische Gesundheitssystem einer weiteren Digitalisierung öffnet, oder auch nicht. Zwar diagnostizieren europäische Studien enormes Einsparungspotenzial durch die vermehrte Nutzung digitaler Tools, heimische Sozialversicherungsträger zeigen sich dennoch (zu) zögerlich. Zu diesen Erkenntnissen kommt eine an der FH Burgenland entstandene Masterarbeit zum Status-quo und dem Zukunftspotenzial von mobile Health in Österreich. Befragt wurden dazu Expertinnen und Experten aller Stakeholdergruppen.

fh

Viele Dinge haben wir im letzten Jahr zum ersten Mal gemacht oder erlebt – vor allem auch, was das Gesundheitswesen betrifft. Unsere Ärztinnen und Ärzte haben unsere Rezepte elektronisch an die Apotheken übermittelt oder uns digital krankgeschrieben. Der eine oder andere Arztbesuch fand vielleicht über Videocall statt. Die Bewegungsempfehlungen unserer Smart Watch nehmen wir zur Förderung unserer Gesundheit nun ernster als zuvor. All das fällt unter den Gesamtbegriff mobile Health. Welchen Boost mHealth durch die Coronapandemie erfahren hat und wie digital unsere gesundheitliche Zukunft sein wird, hat sich FH Burgenland Absolventin Manuela Schweiger in ihrer Masterarbeit im Studiengang Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung angesehen und sprach dazu mit namhaften Expertinnen und Experten.

Digitale Entlastung für das Gesundheitssystem
„Gesundheit entsteht aus Wissen. Wissen entsteht aus Informationen. Informationen entstehen aus Daten“, so leitet Manuela Schweiger ihre Masterarbeit ein. Dass die Biomedizinische Analytikerin und Mitglied des Qualitätsmanagementteams des Krankenhaus Kittsee vom Thema mHealth fasziniert ist, verdankt sie den Lehrveranstaltungen zum Thema Digitalisierung in ihrem Studium. „Ich finde das Thema Künstliche Intelligenz höchst faszinierend und bin davon überzeugt, dass mHealth essenziell ist, um das österreichische Gesundheitssystem zu entlasten“, so Schweiger. Denn, medizinischer Fortschritt, demographischer Wandel und gestiegene Ansprüche von Patientinnen und Patienten führen im österreichischen Gesundheitswesen zu einer Ressourcenknappheit. „Um trotz dieser Entwicklung eine qualitativ hochwertige und patientenzentrierte Gesundheitsversorgung entlang des gesamten Behandlungspfades anzubieten, bedarf es des Einsatzes neuer digitaler Technologien wie Mobile Health“, ist Schweiger überzeugt.

Bereitschaft und Akzeptanz der Stakeholdergruppen
Folgend auf eine Literaturrecherche zum Status quo des organisatorischen Reifegrades von mHealth in Österreich sprach Schweiger für den empirischen Teil ihrer Arbeit mit sieben Expertinnen und Experten, unter anderem auch aus der Patientenvertretung, über die Akzeptanz von mHealth. Grundsätzlich seien die unterschiedlichen Stakeholder bereit und aufgeschlossen, mHealth Technologien zur Steigerung der Lebens- und Behandlungsqualität der Betroffenen zu nutzen. Schweigers Analyse zeigt jedoch, dass ganz klar Aufholbedarf bei der Implementierung von mHealth Anwendungen in das österreichische Gesundheitssystem besteht. Die Expertinnen und Experten äußerten als mögliche Gründe für die schleppende Integration die fehlende Kostenübernahme durch die Sozialversicherungsträger sowie mangelnde Reformbereitschaft innerhalb der Stakeholdergruppen. „Problematisch ist bestimmt die Tatsache, dass sich die handelnden Personen und Instanzen viel zu oft mit dem IST-Zustand zufriedengeben. Es braucht also definitiv eine next generation im Gesundheitsmanagement,“ betont Schweiger.

Corona-boost mit Ablaufdatum
Schweigers Ergebnisse deuten darauf hin, dass mHealth in Österreich erst am Beginn steht und noch einige Hürden wie etwa Vergütung, Interoperabilität und gesicherte Datenqualität überwinden muss. Ob der Corona-boost langfristige Wirkung zeigt, bleibt fraglich. „Ich befürchte, das ist nur eine Phase“, meint Schweiger. „Wir nutzen es in der Krise, aber für langfristige Lösungen müssten sich alle gemeinsam an einen Tisch setzen und die Rahmenbedingungen klären. Eine gemeinsame Datenstruktur müsste entstehen, denn ohne Daten gibt es keinen Fortschritt in der Digitalisierung.“ Klar ist, dass mHealth im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung eine tragende Rolle einnehmen kann. Sie ermögliche jeder und jedem Einzelnen, eine partizipative Rolle einzunehmen. Über Gamification und Apps seien die Möglichkeiten enorm ebenso wie das Einsparungspotenzial für das Gesundheitssystem.

Facts zum Studiengang
Masterstudium Gesundheitsmanagement und Integrierte Versorgung – 4 Semester; Akademischer Grad: Master of Arts in Business – MA; Organisationsform: berufsbegleitend (in der Regel alle zwei Wochen Freitag und Samstag von ca. 8.30 bis ca. 18.30 Uhr), pro Semester eine Präsenzwoche; Studienplätze: 24; Studienort: Pinkafeld; Unterrichtssprache: Deutsch; Studiengebühren: keine. Absolventinnen und Absolventen übernehmen Führungspositionen in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens (Krankenhäuser, Rehabilitationskliniken, Kuranstalten, ambulanten Diensten, Gebietskörperschaften, Gemeinschaftspraxen, Gesundheitsorganisationen, Langzeitbetreuungseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen, Beratungsstellen, Sozialversicherungsträgern) als ManagerIn im Gesundheits- und/ oder Sozialwesen, im Krankenhausmanagement, an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Betreuung, in der zentralen Koordination im Bereich der Sozialen Arbeit, in Lehre, Forschung und Entwicklung. Anmeldung für einen Studienstart im Herbst 2021 ist online möglich.

 

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