Handel geprägt von steigenden Preisen

Eisenstadt, 25. 8. 2022

Vom nominellen Plus bleibt real nur ein geringes Wachstum – Preiserhöhungen der Hersteller, hohe Energiepreise und Personalmangel belasten den Handel im Burgenland.

„Für den burgenländischen Handel sieht das erste Halbjahr umsatzmäßig nur auf den ersten Blick zufriedenstellend aus. Bei näherem Hinsehen bleibt angesichts der hohen Preissteigerungen vom Wachstum kaum etwas übrig. Und einzelne Branchen erleben die Fortsetzung einer nun schon sehr lang andauernden Durststrecke“, sagt KommR Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Burgenland. Sie fasst damit die Ergebnisse einer Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung zusammen, die im Auftrag der Sparte die Handelskonjunktur beleuchtete.

KommR Andrea Gottweis, Obfrau der Sparte Handel

So erzielte der österreichische Handel im ersten Halbjahr (Jänner bis Mai) ein nominelles Umsatzplus von +14,4 Prozent. Das Burgenland liegt dabei mit +14,1 Prozent unter dem Österreich-Schnitt. Berücksichtigt man die steigenden Preise, dann bleibt ein reales Wachstum von +1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Im burgenländischen Einzelhandel bewegen sich die Umsätze nominell zwar um +7,7 Prozent. Preisbereinigt bedeutet dies aber lediglich ein Plus von +0,2 Prozent. „Damit fällt die Einzelhandelskonjunktur deutlich schwächer aus, selbst im Vergleich zum Vorkrisenniveau hinkt sie fast allen EU-27-Ländern hinterher“, führt Spartenobfrau KommR Gottweis aus.

 

Unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Branchen

Überdurchschnittliche Zuwächse erzielten die modischen Branchen, die aber die Rückgänge der Vorjahre bei weitem nicht ausgleichen konnten. Grund für das Wachstum ist allerdings vor allem die äußerst niedrige Ausgangsbasis: „Die hohen Steigerungsraten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die modischen Branchen das Vorkrisenniveau nach wie vor deutlich unterschreiten“, so KommR Gottweis.

Steigerungen gegenüber dem Vorjahr gab es außerdem im Sportartikeleinzelhandel (nominell +6,6 Prozent) und bei Drogerien und Apotheken (+6,4 Prozent). Stark eingebrochen ist hingegen die Kfz-Wirtschaft. Hier lag das Umsatzminus nominell bei -4,8 Prozent, was unter Berücksichtigung der steigenden Preise, ein reales Minus von -12,0 Prozent bedeutet. Am unteren Ende des Konjunkturrankings befinden sich aber auch der Elektroeinzelhandel mit einem Umsatzrückgang um nominell -17,5 Prozent (gegenüber 2021) und der Möbeleinzelhandel (-18,9 Prozent).

 

Mehr Beschäftigte aber auch mehr offene Stellen im Handel

Die Beschäftigungssituation im burgenländischen Handel weist eine steigende Tendenz auf. So verzeichnet der burgenländische Handel im ersten Halbjahr ein Beschäftigungsplus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bzw. sogar ein Plus von 3,6 Prozent zum Vorkrisenniveau. Gleichzeitig steigen jedoch auch die unbesetzten Stellen wie noch nie: Laut AMS gab es im Burgenland im ersten Halbjahr 266 offene Handels-Stellen. „Dieser Arbeitskräftemangel wird den heimischen Handel noch länger beschäftigen, ebenso die außergewöhnlichen Steigerungen der Preise auf Lieferantenseite und vor allem die Energiepreissteigerungen“, sagt Spartenobfrau KommR Gottweis. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr sei daher mit vielen Fragen behaftet.

 

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