Verein NEUSTART Burgenland: 16 % mehr Fälle 2022 – Schwerpunkte 2023

Eisenstadt, 5. 1. 2022

NEUSTART Burgenland hat 2022 um 16% mehr Klientinnen und Klienten betreut. Zuwächse im Bereich der Gewaltpräventionsberatung und der Vermittlung gemeinnütziger Leistungen. 2023 Cybercrime und Gewaltarbeit im Fokus

Der Verein NEUSTART hat im Burgenland mit seinen 10 hauptamtlichen und knapp 40 ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen im Jahr 2022 mit rund 1000 Personen um 16 Prozent mehr Fälle als 2021 betreut. Der größte Anstieg ist auf die seit September 2021 neue Gewaltpräventionsberatung im Auftrag des Innenministeriums bei einem Betretungs- und Annäherungsverbot zurückzuführen.

„Der Bedarf an einer verpflichtenden Täterberatung nach häuslicher Gewalt zeigt sich klar in den Zahlen des Vorjahres für die Gewaltpräventionsberatung. 304 Personen mussten diese absolvieren, wobei wir über 90% der Zugewiesenen in die Beratung bekommen haben. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Opferschutz ist hierbei ausgezeichnet und die Wichtigkeit einer schnellen Intervention in der Täterarbeit zur Vermeidung weiterer Gewalt wird absolut geteilt. Die Sensibilität in Bezug auf die Thematik zeigt sich auch darin, dass im Burgenland zeitnahe und gezielt die sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen in Hochrisikofällen abgehalten wurden“, so Alexander Grohs MSc, Leiter NEUSTART Burgenland.

Auch bei der Vermittlung gemeinnütziger Leistungen – die im Auftrag des Justizministeriums stattfinden – stieg die Anzahl der Fälle um 9 Prozent. Hier wird im Schwerpunkt mit Ersttäter:innen bei Eigentumsdelikten gearbeitet, welche an soziale Einrichtungen vermittelt werden. Hier arbeiten sie je nach von Gericht oder Staatsanwaltschaft angeordnetem Stundenausmaß für das Gemeinwohl, beispielsweise in einem Alternsheim oder Sozialmarkt. Im Falle einer vollständigen Absolvierung der Stunden wird das Verfahren diversionell, sprich außergerichtlich, eingestellt.

„127 Personen haben 2022 diese gemeinnützigen Leistungen erbracht. Dankenswerterweise waren auch während der Covid-Beschränkungen viele soziale Einrichtungen bereit unsere Klient:innen aufzunehmen. Die Sozialarbeiter:innen von NEUSTART schauen gezielt, wohin eine Vermittlung am meisten Sinn macht. So muss auch sichergestellt werden, dass die Sozialstunden in der Freizeit erbracht werden. Sie dürfen also bei Schüler:innen oder Lehrlingskräften nicht in die Schul- oder Arbeitszeit fallen. Die Nachhaltigkeit der Erfahrung durch diese Form der Wiedergutmachung an der Gesellschaft zeigt sich daran, dass 81 Prozent aller Täter:innen 3 Jahre nach einem positiven Abschluss weiterhin straffrei bleiben,“ erklärt Grohs.

In der Bewährungshilfe und den anderen Bereichen bei NEUSTART wie elektronisch überwachter Hausarrest, Haftentlassenenhilfe, Vermittlung gemeinnütziger Leistungen und Prozessbegleitung blieben die Zuweisungen auf konstantem Niveau.

„Es freut mich sehr, dass die Qualität der Arbeit unserer Kolleg:innen bei den Zuweiser:innen so anerkannt wird. Damit können wir einen wichtigen Beitrag zur Prävention und Sicherheit in der Gesellschaft leisten. Aber damit ist auch verbunden, dass wir uns fachlich auf dem Laufenden halten und auf gesellschaftliche Entwicklungen in der Täterarbeit reagieren. Für 2023 sehen wir aktuell notwendige inhaltliche Schwerpunkte im den Bereichen Cybercrime, Radikalisierung und häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder. Vor allem der Bereich Cybercrime stellt nicht nur uns, sondern die Gesellschaft als Ganzes vor eine schwierige Herausforderung,“ betont Grohs.

Durch die Verlagerung vieler Aspekte des alltäglichen Lebens ins Internet, bzw. Social Media wandert auch die Kriminalität verstärkt dorthin. Dies kann einerseits der klassische E-Mail Betrug sein, aber auch Delikte wie gefährliche Drohungen, Verhetzung, Mobbing, Stalking und Suchtmittelhandel finden vermehrt online statt. Radikalisierte und extremistische Gruppierungen nutzen gleichfalls die Möglichkeiten der gezielten und raschen Verbreitung von Ideologien und Verschwörungstheorien im Netz. NEUSTART setzt hier gezielt spezialisierte Sozialarbeiter:innen ein, um in diesen Themenfeldern bestmöglich tätig werden zu können.

Gewalt darf in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert werden und Platz haben. Mit den uns zugewiesenen – zu 90 Prozent männlichen – Gewalttätern wird intensiv an der Verantwortungsübernahme, Normverdeutlichung und zukünftigen Verhaltensänderung gearbeitet. Dies passiert sowohl im Einzelsetting – wie in der Bewährungshilfe – als auch in Anti-Gewalt-Trainings, die in der Gruppe abgehalten werden. Ziel ist der Gewaltstopp.

Weiters ist mir Arbeit gegen Gewalt an Frauen und Kindern mir auch persönlich für 2023 ein großes Anliegen. Die Kooperationen mit dem Opferschutz sollen inhaltlich noch weiter ausgebaut und ein Schwerpunkt auf die Risikoeinschätzung gelegt werden. Denn nur gemeinsam – in der Zusammenarbeit von Opferschutz, Polizei, Justiz, Politik und Täterarbeit – können wir hier nachhaltige positive Veränderungen erreichen und die Gesellschaft sicherer machen,“ schließt Grohs.

 

Mehr Informationen finden Sie auf der Website von NEUSTART: www.neustart.at

 

Über NEUSTART Österreich

Seit 1957 arbeitet NEUSTART in den Bereichen Straffälligenhilfe (Bewährungshilfe, Haftentlassenenhilfe), Opferhilfe und Prävention. Der Verein bietet Einzelnen und der Gesellschaft Hilfen und Lösungen zur Bewältigung von Konflikten und zum Schutz vor Kriminalität an. NEUSTART beschäftigt 710 haupt- und rund 1.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit zählt NEUSTART zu einer der größten Non-Profit-Organisationen in Österreich. www.neustart.at

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