Pflege als Schwerarbeit anerkannt

Siegendorf, 29. 4. 2025

Ein Statement aus dem Burgenland für diese wichtige sozialpolitische Entscheidung

Per 1. Jänner 2026 werden Pflegeberufe in die Schwerarbeiterregelung aufgenommen. Dies hat die neue Bundesregierung in ihrem Regierungsprogramm beschlossen. Der Samariterbund Burgenland blickt gemeinsam mit der Volkshilfe Burgenland und Landtagsabgeordnetem Christian Drobits auf diese Entscheidung und ordnet sie ein. Damit wird eine langjährige Forderung vieler Organisationen aus dem Sozialbereich endlich erfüllt.

LAbg. Mag. Christian Drobits
Verena Dunst, Präsidentin Volkshilfe Burgenland
Dr.Christine Ecker, Prokuristin Samariterbund Burgenland
Johann Grillenberger, Präsident Samariterbund

Pflegekräfte erbringen seit jeher außergewöhnlichen Leistungen unter schwierigen Bedingungen. Die körperlichen und psychischen Belastungen im Pflegealltag – von unregelmäßigen Arbeitszeiten über schweres Heben bis hin zu intensiven psychischen Belastungen – sind durch zahlreiche Studien belegt. Auch die Pandemie hat die systemrelevante Bedeutung der mobilen Pflege eindrucksvoll sichtbar gemacht.

Bereits 2022 startete die Petition mit dem Titel „Pflege und Betreuung ist Schwer(st)arbeit“. Mit der nun beschlossenen Neuregelung wird diese zentrale Forderung umgesetzt.

 

Statement Verena Dunst, Präsidentin Volkshilfe Burgenland:

„Die Anerkennung von Pflege als Schwerarbeit ist ein bedeutender sozialpolitischer Schritt, der weit über eine symbolische Geste hinausgeht. Es ist ein klares Bekenntnis dazu, dass Pflege nicht nur eine körperlich fordernde Tätigkeit ist, sondern eine gesellschaftlich unverzichtbare Leistung, die endlich auch auf gesetzlicher Ebene gewürdigt wird.

Diese Entscheidung schafft die Grundlage dafür, die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte spürbar zu verbessern – etwa durch frühere Pensionsmöglichkeiten, mehr Planungssicherheit und langfristige Entlastung. Gerade in Zeiten, in denen es zunehmend schwieriger wird, Menschen für diesen wichtigen Beruf zu gewinnen, braucht es klare Zeichen der Anerkennung. Die Einbindung in die Schwerarbeiterregelung ist ein solches Zeichen.

Darüber hinaus stärkt sie auch das gesellschaftliche Ansehen der Pflege: Wer jahrzehntelang Tag und Nacht für andere da ist, verdient nicht nur Dank, sondern konkrete Verbesserungen. Wir als Volkshilfe Burgenland sehen diese Entwicklung als Meilenstein und werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass Pflegekräfte die Bedingungen und die Wertschätzung bekommen, die ihnen zustehen.“

 

Statement LAbg. Mag. Christian Drobits:

„Im Parlament wurden Pflegekräfte während der Pandemie mit Standing Ovations gefeiert – und trotzdem hat es bis heute keine sachliche Begründung gegeben, warum sie nicht schon längst in die Schwerarbeiterregelung aufgenommen wurden. Niemand hat es bisher geschafft, im Burgenland oder österreichweit, in diese Regelung hineinzukommen. Genau deshalb habe ich gesagt: Das müssen wir ändern. Gemeinsam mit vielen Unterstützer:innen haben wir eine Petition gestartet, die über 17.000 Menschen unterschrieben haben. In einer internen bundesweiten Aktion kamen sogar über 131.000 Unterstützungen zusammen. Kein einziges Bundesland hat sich dagegen ausgesprochen. Gescheitert ist es einzig und allein daran, dass es im Parlament immer eine Partei gegeben hat, die gesagt hat: ‚Wir wollen das nicht.‘

Erst durch den Eintritt der SPÖ in die Bundesregierung wurde der nötige politische Druck aufgebaut, um soziale Gerechtigkeit auch umzusetzen. Es braucht offenbar eine Regierungsbeteiligung der Sozialdemokratie, damit soziale Anliegen nicht nur versprochen, sondern auch verwirklicht werden. Wer glaubt, soziale Politik sei bei anderen Parteien besser aufgehoben, dem empfehle ich einen Blick ins Abstimmungsverhalten der letzten Jahre.

Jetzt ist endlich der richtige Weg eingeschlagen: Ab 1.1.2026 wird Pflege als Schwerarbeit anerkannt. Das ist ein großer Schritt zu mehr Fairness. Mit der Neuregelung können Pflegekräfte künftig mit 60 Jahren in Pension gehen, sofern sie mindestens 45 Versicherungsjahre aufweisen und in den letzten 20 Jahren mindestens 10 Jahre Schwerarbeit verrichtet haben. Außerdem wurden bislang nur Tätigkeiten mit klarer körperlicher Belastung berücksichtigt (z. B. Schichtdienste mit 6 Nachtdiensten/Monat, bestimmte Kaloriengrenzen bei körperlicher Arbeit). Nun fließen auch psychische Belastungen und Mehrfachbelastungen ein, was einen großen Fortschritt für in der Pflege tätige Menschen bedeutet. Auch ist eine bessere Anerkennung von geleisteten Stunden und Diensten vorgesehen.

Statement Johann Grillenberger, Präsidentin Samariterbund Burgenland:

„Die Anerkennung der Pflege als Schwerarbeit erfüllt eine langjährige Forderung des Samariterbundes Burgenland. Pflege ist körperlich extrem fordernd – schweres Heben, Arbeiten im Schichtdienst und hohe körperliche Belastungen gehören zum Alltag. Wir betreiben zehn Pflegekompetenzzentren im Burgenland und wissen, welche Leistungen unsere Pflegekräfte rund um die Uhr erbringen. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, qualifiziertes Pflegepersonal zu finden. Die neue Regelung ist ein wichtiges Signal der Wertschätzung und ein Schritt, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Der Samariterbund Burgenland steht fest an der Seite seiner Pflegekräfte.“

 

Statement Dr. Christine Ecker, Prokuristin Samariterbund Burgenland:

„Vielen Dank an die Volkshilfe Burgenland für die Einladung zu diesem wichtigen Anlass. Der Samariterbund betreibt zehn Pflegekompetenzzentren im gesamten Burgenland – von Zurndorf bis nach Strem – und bietet dort rund 500 Menschen in ihrer letzten Lebensphase ein Zuhause mit umfassender Rund-um-die-Uhr-Betreuung. Unser zentrales Anliegen ist es, dass Pflegepersonen endlich das bekommen, was ihnen zusteht – Anerkennung, faire Bedingungen und Sicherheit. Die Aufnahme der Pflege in die Schwerarbeiterregelung ist ein bedeutender Schritt. Gleichzeitig muss genau hingesehen werden, welche konkreten Faktoren zur Einstufung als Schwerarbeit führen, damit niemand ausgeschlossen wird. Diese Entscheidung ist ein wichtiger Impuls für mehr Gerechtigkeit im Pflegebereich.“

 

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