Jahrestag: Gedenken an vier ermordete Roma

Oberwart, 3. 2. 2021

grüneVor 26 Jahren starben vier Roma in Oberwart durch einen rassistischen Anschlag. Die GRÜNEN gedenken an diesem traurigen Jahrestag der Opfer und ihrer Familien. „Erinnern ist wichtig, für die Familien und Freunde, aber auch für die Gesellschaft als Mahnung“, erinnert der GRÜNE Landtagsabgeordnete und Volksgruppensprecher Wolfgang Spitzmüller und mahnt: „Die Volksgruppen sind ein wichtiger Teil der burgenländischen Identität, die das Land bereichern und uns allen Vielfalt bringen. Rechtsextremismus – mit all seinen Ausprägungen –  hat hier keinen Platz!“


Diözese Eisenstadt

In Memoriam der Roma-Attentatsopfer von Oberwart

Am 4. Februar ist Gedenktag an die Roma-Attentatsopfer in Oberwart. Manuela Horvath: „Auch 26 Jahre nach diesem schrecklichen Attentat ist es notwendig der Opfer würdevoll zu gedenken“ – Aufgrund der COVID-19 Pandemie noch kein Termin für die normalerweise stattfindende Gedächtnisfeier

kirche

Am 4. Februar 1995 wurde eines der schlimmsten rassistischen Verbrechen in der Zweiten Republik begangen: Vier Angehörige der Volksgruppe der Roma, Peter Sarközi, Josef Simon, Karl und Erwin Horvath, wurden in Oberwart durch eine Rohrbombe getötet. Auf der Bombe war ein Schild mit der Aufschrift „Roma zurück nach Indien“ angebracht. Bei dem Versuch, dieses Schild zu entfernen, explodierte die Sprengfalle. Dieses Attentat war Teil einer rassistisch und völkisch motivierten Anschlagserie, die Österreich von 1993 bis 1997 in Angst und Schrecken versetzte.

Ende von fünf Jahrzehnten friedfertiger und konsensualer Politik

„Das Attentat markiert das Ende von fünf Jahrzehnten friedfertiger und konsensualer Politik in Österreich und ein Wiedererwachen eines mörderischen, rassistischen Rechtsextremismus. Erwin Horvath, Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon wurden Opfer einer rechtsextremen Ideologie, die sich gegen Minderheiten im eigenen Land und gegen Zuwanderer und Zuwanderinnen richtete und richtet“, so Dr. Gerhard Baumgartner, Journalist, Historiker und wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), anlässlich der Gedenkfeier im Februar 2020.

Bedauern über ausständigen Gedenkfeier-Termin

Umso bedeutender ist die Arbeit der Roma-Pastoral, zu der das Fördern einer gelebten würdevollen Erinnerungskultur zählt. Manuela Horvath, seit 2016 Leiterin der Abteilung, bedauert sehr, aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie und der damit verbundenen Verordnungen noch keinen Termin für die normalerweise Anfang Februar stattfindende Gedenkfeier zu haben. „Auch 26 Jahre nach diesem schrecklichen Attentat ist es notwendig der Opfer würdevoll zu gedenken und gegen Rassismus und Hetze in unserer Gesellschaft einzutreten“, betont sie.

Durch die Augen von Kindern und Jugendliche blicken
„Kinder und Jugendliche erhalten jedes Jahr die Möglichkeit sich thematisch mit dem Attentat von 1995, mit der aktuellen Situation der Roma, mit Rassismus und Hetze auseinander zu setzen“, so Manuela Horvath. Die nachfolgenden Zitate, eine Erinnerung an das furchtbare Attentat und seine Folgen, wurden von Jugendlichen bei der Gedenkfeier im Februar 2019 verlesen.

 

„Als im Jahr 1995 das Attentat passierte, waren unsere Eltern ungefähr in dem Alter in dem wir jetzt sind. Und zum Teil wohnten sie hier in der Siedlung.

Unweit von ihren Kinderzimmern explodierte die Bombe, die Karl, Erwin, Josef und Peter tötete.

Alle hier in der Siedlung standen damals unter Schock. Sie mussten mit ihrer Trauer und auch mit ihrer Angst fertig werden.

Denn damals wusste noch niemand wer hinter diesem Anschlag steckte. Ein Ausnahmezustand machte sich hier in der Siedlung breit und auch die Angst vor weiteren Anschlägen war da.

Kurz nachdem die ermordeten Männer, Karl, Erwin, Josef und Peter gefunden wurden, wurde im Radio darüber berichtet, dass vier Männer bei einer „Zigeunerfehde“ ums Leben gekommen sind.

Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand was hier eigentlich passiert war. Aber die Opfer wurden gleich zu Tätern gemacht.

Es wurden auch alle Häuser der Romasiedlung von der Polizei durchsucht. Egal ob Garage oder Kinderzimmer.

Aber es waren nicht nur Polizisten in der Siedlung unterwegs. Sondern auch sehr viele Reporter aus Österreich und dem Ausland. Privatsphäre für die trauernden Hinterbliebenen gab es nicht.

Unsere Eltern und Großeltern sprechen mit uns über ihre Erlebnisse. Sie erzählen uns aber auch, dass es auch vorgekommen ist, dass sie wegen ihrer Roma-Zugehörigkeit ab und zu gemobbt wurden.

Und jetzt gibt es hier in Österreich auch noch Menschen, die öffentliche Flächen mit Roma-feindlichen Parolen beschmieren und auch in unserem Alltag kommt es ab und zu vor, dass wir Rassismus erfahren.

Sein Sie das ganze Jahr über mit unserer Volksgruppe solidarisch und bitte nicht nur an Gedenktagen.“

 

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