GEWALT! Wohin damit? Coronazeit. Weihnachtszeit. Krisenzeit für viele Familien

Burgenland, 16. 12. 2021

Eigentlich sollten die eigenen vier Wände ein Ort sein, der Geborgenheit bietet, vor allem in der Weihnachtszeit. Leider ist dem nicht so, wie wir täglich lesen und hören.

Neben vielen Familienkrisen sind Gewalt und Angst, vor allem für viele Frauen, Mütter und Kinder, trauriger Alltag. Es ist wohl auch der schon lang andauernden Coronakrise geschuldet, dass das Pulverfass übergeht. Die Weihnachtszeit sorgt oft zusätzlich für Sprengstoff. Gewaltschutzzentren, Frauenhäuser stehen am Rand ihrer Kapazitäten. Auch SOS-Kinderdorf bietet Raum und Betreuung für Betroffene.

Neben SOS-Kinderdorf-Familie, Wohngemeinschaften gibt es auch die Möglichkeit, kurzfristig oder mittelfristig Unterschlupf zu finden. So finden ihn auch immer wieder Frauen mit Kindern, die vor häuslicher Gewalt fliehen, im SOS-Kinderdorf.

„Wir haben oft Frauen mit Kindern, die Gewalt erleben und hier erstmal zur Ruhe kommen, aus der akuten Situation rausgebracht werden müssen“, so Marek Zeliska, SOS-Kinderdorfleiter Burgenland. Um Familien, betroffenen Frauen mit Kindern, in schwierigen Lebensphasen eine Chance zu geben, bietet SOS-Kinderdorf professionelle Begleitung, in eigenen Wohnungen von SOS-Kinderdorf. Das kann wenige Wochen bis zu zwei Jahren dauern. „Wichtig ist, bevor Gewalt ausbricht, gibt es noch viele Vorstufen. Wir müssen diese erkennen, dafür sorgen, dass es erst gar nicht so weit kommt.“ Auch mit mobilen Angeboten versucht SOS-Kinderdorf Familien zusammen zu halten, egal in welcher Form Familie heute ausschauen kann.

 

Die stillen Zeugen lauter Momente

Gewalt in Familien schleicht oft auf leisen Sohlen und findet von der Außenwelt unbemerkt statt. Die Leitragenden sind vor allem die Kinder, die stillen Zeugen lauter Momente, wenn es hart auf hart kommt. „Gewalt zwischen Eltern mit ansehen zu müssen, traumatisiert. Die Kinder wissen oft nicht, wie sie mit dem Erlebten umgehen sollen, fühlen sich schuldig, ausgeliefert.“ Die Spirale ist fatal. Suchtanfälligkeit, selbstverletzendes Verhalten, Aggressionen und vieles mehr.

 

Seit Pandemiebeginn zeigt Thema Gewalt auch in alarmierenden Zahlen bei Rat auf Draht Niederschlag:

psychische Gewalt in der Familie: + 77 %, psychische Gewalt in Beziehungen: + 53 %.

 

Karsten Muhr, SOS-Kinderdorf Burgenland, arbeitet mit betroffenen Familien. „Das familiäre Gewalt oft schwer zu erkennen ist, liegt an der Loyalität der Opfer gegenüber den Tätern und der Angst vor Sanktionen. Also Kinder weg oder Elternteil weg. Daher vertrauen sich Opfer nur schwer Anderen an. Die meisten Kinder wollen auch nicht, dass die Elternteile bestraft werden.“ Was Frauen und Kinder brauchen, um sie vor Gewalt zu schützen, ist ein Netzwerk, dem man sich anvertrauen kann, rät Muhr. „Diesbezüglich ist es wichtig, informiert zu sein, wohin man sich wenden kann, wie zum Beispiel Rat auf Draht.“

 

Es gibt Hoffnung

Für alle Opfer von Gewalt gilt, dass es die Hoffnung auf einen sicheren Ort gibt, betont Muhr. „An so einem Ort kann mit der Familie gearbeitet werden, um familiäre Herausforderungen, wie Erziehung, Konflikte, Überforderung, zu überwinden und Bewältigungsmöglichkeiten zu finden. Männer, die sich vertrauensvoll mit ihrer eigenen Geschichte, Schuld- und Schamgefühlen auseinandersetzen, haben die Möglichkeit ihr Verhalten zu ändern. Das kann ich aus meiner Diensterfahrung bestätigen.“

 

Hilfe annehmen!

Marek Zeliska ermutigt Hilfsangebote anzunehmen: “Oftmals fällt es nicht leicht um Hilfe zu bitten, zu einer Beratungsstelle zu gehen. Aber es gibt Hilfe und es gibt Menschen, die für einen da sind, wenn es brenzlig wird. Wir können nur ermutigen diese Hilfe anzunehmen.“

 

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