Eisenstadt, 18. 2. 2022
Fäkalien im Trinkwasser: GRÜNE vermuten jahrelanges Aufsichtsversagen und Fahrlässigkeit
Als im Herbst 2020 das Trinkwasser in Olbendorf stark nach Chlor riecht, wird der Obmann der regionalen Wassergenossenschaft Olbendorf-Greiner-Tulmen-Haxbach hellhörig, denn chloriertes Wasser ist oft ein Zeichen für Verunreinigungen. „Ich habe dann von Bürgermeister Sodl einen Wasserbefund verlangt, der eigentlich vierteljährlich erstellt werden muss. Erst im März 2021 wurde mir ein Bericht geschickt, doch dieser war unvollständig. Was fehlt, ist die endgültige Zusammenfassung“, erzählt Dietmar Werderits. Die Wasserproben von Ende November 2020 sind nämlich eindeutig: Es wurden Fäkalkeime im Trinkwasser gefunden – und zwar Kolibakterien und Enterokokken, die zu schweren Durchfällen und Darmerkrankungen führen können. Die Toleranz für diese Keime im Trinkwasser liegt bei 0.
Vertuschung und Aufsichtsversagen?
Es war also Gefahr im Verzug und die Gemeinde namens Bürgermeister Wolfgang Sodl wäre laut Trinkwasserverordnung verpflichtet, die Bürger*innen unverzüglich über die Verunreinigung und geeignete Maßnahmen – wie Abkochen des Wassers – zu informieren. „Das ist offenbar nicht passiert, die Bevölkerung wurde nicht informiert. Das wäre unverantwortlich und grob fahrlässig. Es gibt in Olbendorf lebensmittelverarbeitende Unternehmen, Kindergärten und Pflegeheime, die das Trinkwasser der Gemeinde verwenden und die auch die Genossenschaft mit Wasser versorgt“, stellt der GRÜNE Landtagsabgeordnete Wolfgang Spitzmüller fest.
Werderits bringt im Frühling 2021 zwei Anzeigen wegen Gesundheitsgefährdung gegen Bürgermeister Sodl und gegen die Bezirkshauptmannschaft als Aufsichtsbehörde ein. Das ist nun auch schon ein Jahr her. Werderits fordert auch die Berichte der vergangenen Jahre an, die aber weder von der Gemeinde noch von der BH als zuständige Aufsicht zur Verfügung gestellt werden. „Es liegt nahe, dass 18 Jahre lang keine Proben entnommen wurden. Dabei geht’s hier um unsere Gesundheit. Besonders für Babys und Menschen mit Vorerkrankungen oder mit schwachem Immunsystem kann das Trinken von verunreinigtem Wasser zu schweren Darmerkrankungen führen“, führt Werderits, der seit 10 Jahren die Wassergenossenschaft als Obmann führt, aus.
Eisenkopf muss handeln
Die GRÜNEN fordern von der politisch zuständigen Landhauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf, sofort einen gesetzeskonformen Zustand herzustellen und für Aufklärung zu sorgen. „Wir wollen wissen, ob und wenn ja, warum 18 Jahre lang gesetzeswidrig die Untersuchungen unterlassen wurden und warum das Land untätig geblieben ist. Wir wollen wissen, was mit den Anzeigen passiert ist und wir wollen wissen, ob Olbendorf nur eine Ausnahme oder die Regel des Aufsichtsversagens ist. Wir müssen uns auf unser Trinkwasser verlassen können“, kündigt Spitzmüller eine parlamentarische Anfrage an.