Zweiter Wirtschaftsreport Burgenland

Eisenstadt, 5. 4. 2022

Innovativ, dynamisch und umsichtig – diese Attribute treffen auf die Wirtschaft im Burgenland zu. Dies belegt der nun in der zweiten Auflage erschienene „Wirtschaftsreport Burgen-land“. Entstanden ist er wieder in Zusammenarbeit zwischen dem Department Wirtschaft der FH Burgenland und dem Kreditschutzverband von 1870. Neu ist die Analyse des Kreditverhaltens der Burgenländerinnen und Burgenländer.

Struktur und Besonderheiten der Wirtschaft im Burgenland wurden von der FH Burgenland und vom KSV1870 auch 2022 gemeinsam untersucht. Die Erkenntnisse der Analysen sind in der Broschüre „Wirtschafsreport Burgenland“ zusammengefasst, die nun in der zweiten Auflage – mit aktualisierten Zahlen vom Jänner 2022 – vorliegt. Neu in dieser Auflage sind die Ergebnisse des Credit Market Survey des KSV1870 für das Burgenland.

Als Datenbasis dienten die Wirtschaftsdatenbank des KSV1870, welche alle wirtschaftlich relevanten Un-ternehmen in Österreich enthält, die Konsumentenkreditevidenz beim KSV1870, in die österreichische Banken sämtliche Privatkredite melden, sowie die Insolvenzdatenbank des KSV1870.

Zentrale Erkenntnisse sind:

  • Im Burgenland gibt es 18.000 Firmen, die meisten davon (57 %) Einzelunternehmen, gefolgt von 25 % Ges.m.b.Hs. Diese traditionell kleinteilige Unternehmensstruktur begünstigt Innovationskraft und Dynamik.
  • Bezogen auf die Anzahl der Unternehmen ist das Gesundheitswesen (12 %, bestehend aus Sozialwe-sen und Gesundheitsberufen) immer noch der größte Sektor.
  • 58 % aller burgenländischen Unternehmen sind jünger als zehn Jahre, 40 % sogar jünger als drei Jahre. „Der vergleichsweise hohe Anteil junger Unternehmen zeigt, dass die Burgenländer*innen bereit sind, Chancen zu ergreifen und Risiken zu wagen“, Tonka Semmler-Matošić, Studiengangsleiterin Internationale Wirtschaftsbeziehungen, FH Burgenland.
  • 68 % aller burgenländischen Unternehmen haben weniger als zwei Mitarbeiter*innen. Nur etwa ein halbes Prozent der Firmen hat mehr als 100.
  • Der Anteil der weiblichen Funktionsträger (z.B. Inhaberinnen, Geschäftsführerinnen, Prokuristin-nen) ist im Burgenland mit 34,3 % höher als in gesamt Österreich (32,2 %). „Hält der Trend der Frauen in Leitungspositionen so an, wie er sich bei den 15-28-Jährigen darstellt, dann ist die 50 %-ige Frauenquote auf Perspektive schaffbar“, Silvia Ettl-Huber, Leiterin des Departments Wirtschaft und Vizerektorin, FH Burgenland.
  • Das KSV1870 Rating zeigt auf einer Skala von 100 (kein Risiko) bis 700 (Insolvenz) die Bonität eines Unternehmens. Das Durchschnittsrating aller burgenländischen Unternehmen beträgt 349,6. Dies bedeutet ein geringes Ausfallsrisiko. Der Wert hat sich gegenüber dem Vorjahr nur sehr geringfügig verschlechtert. „Auch in Zeiten einer Pandemie und Krisen zeigen sich Kreditnehmer in Österreich als umsichtig. In der Regel handeln sie vernünftig und vermeiden unnötige Risiken“, Gerhard Wagner, Geschäftsführer KSV1870 Information GmbH.
  • Die Zahl der Firmenpleiten hat sich 2021 gegenüber 2020 nicht verändert. Allerdings erfolgten 40% aller Pleiten des Jahres 2021 im vierten Quartal – damit haben die Insolvenzen das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreicht. Hauptbetroffene Branchen im Jahr2021 waren die Bauwirtschaft, die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, der Verkehr sowie das Gastgewerbe.
  • Untersucht wurden auch Privatkredite. Die häufigste Finanzierung im Burgenland ist ein Abstat-tungskredit zwischen 10.000 und 25.000 Euro. Mehr als die Hälfte dieser Kredite hat eine Laufzeit von zwischen 5 und 10 Jahren. Der „typische Kreditnehmer“ im Burgenland hat einen Abstattungskredit und gegebenenfalls eine weitere Finanzierung wie einen Überziehungsrahmen bzw. eine Immobilienfinanzierung oder einen Leasingvertrag. Die Burgenländerinnen und Burgenländer handeln in der Regel umsichtig und gehen keine unnötigen Risiken ein.
  • Neu in der zweiten Auflage ist ein Kapitel zum Credit Market Survey des KSV1870. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 stieg 2021 sowohl die Anzahl der neu abgeschlossenen Kreditver-träge wie auch die Anzahl der Kreditnehmer im Burgenland wieder, ohne das Niveau des Jahres 2019 ganz zu erreichen.
  • Die Auswirkungen der Covid-19-Maßnahmen auf das Verhalten der Burgenländer*innen sind in den Veränderungen von 2019 auf 2020 ablesbar. Während die Anzahl der gewährten Abstattungskredite um 15,3 % und die Anzahl der neu abgeschlossenen Leasingverträge und der in Anspruch genommenen Rahmenkreditverträge um je 14,9 % zurückgingen, wurden Hypothekarkredite um 7,1 % häufiger in Anspruch genommen. Im ersten Covid-19-Jahr – in der Zeit von Home-Office und Home-Schooling – stand die Wohnraumbeschaffung für viele Burgenländer*innen im Fokus.
  • Beim Rückgang der ‚klassischen‘ Konsumfinanzierung ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der diversen Maßnahmen wie Lock-Downs einerseits die Möglichkeit zur Aufnahme solcher Finanzierungen eingeschränkt war, andererseits in vielen Haushalten finanzielle Puffer aufgebaut worden sind, wodurch bei Anschaffungen keine Konsumkredite notwendig waren.
  • Vom Rückgang der Kreditgewährungen waren junge Erwachsene besonders betroffen. Während die Anzahl der Kreditgewährungen im Durchschnitt über alle Altersgruppen um 14 % zurückging, schrumpfte sie bei den 18- bis 25-jährigen um 28,1 %.

Hier der Wirtschaftsreport Burgenland zum Download.

Informationen zu den Studiengängen der FH Burgenland unter www.fh-burgenland.at, der InfoLine 05 7705 3500. Eine Anmeldung ist online möglich.

 

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