WKO Wirtschaftsparlament: Arbeitskräftemangel, Energiepreise, Neusiedlersee, WKO Transparenz

Eisenstadt, 22. 11. 2022

Beim heutigen Wirtschaftsparlament standen die Sorgen der heimischen Unternehmer rund um die Entwicklung der Energiepreise und des Arbeitsmarktes einmal mehr im Mittelpunkt.

„Anstatt uns über das Abklingen der Corona-Pandemie freuen zu können, müssen sich die burgenländischen Unternehmer mit den Folgen des Angriffskrieges in der Ukraine auseinandersetzen: Lieferkettenprobleme, wahnwitzige Energiepreise, die galoppierende Inflation und der massive Arbeitskräftemangel. Wir stecken in einer veritablen Krise“, betonte Wirtschaftskammerpräsident Peter Nemeth anlässlich der Sitzung des Wirtschaftsparlaments in der Wirtschaftskammer in Eisenstadt.

In Österreich sind die Energiepreise derzeit siebenmal höher als in den USA. Jeder heimische Betrieb kämpft derzeit mit den Belastungen durch die immens steigenden Energiekosten. Präsident Nemeth forderte daher: „Wir brauchen ein Entlastungspaket für die Wirtschaft! Konkret muss etwa das Strompreiskosten-Ausgleichsgesetz finalisiert werden, das zur teilweisen Kompensierung der indirekten CO2-Kosten dient!“

Nemeth: „Leistungswillen fördern!“

Die Arbeitslosenquote lag im September bei 5,2 Prozent und liegt dabei unter dem Österreichschnitt. Aber die Folge daraus ist, dass der Arbeitskräftemangel eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre ist. Nemeth: „Wir brauchen Menschen, die Photovoltaik-Anlagen aufstellen, Häuser bauen, im Tourismus arbeiten … Hier ist eine Verstaatlichtenpolitik ebenso wenig hilfreich, wie ein politisch propagierter Mindestlohn. Im Gegenteil – wir müssen Leistungswillen fördern, steuerliche Modelle schaffen, damit den Menschen mehr Netto vom Brutto bleibt, Arbeitslose wieder in Beschäftigung kommen wollen, Teilzeitkräfte wieder in einen Vollzeitjob wechseln und Pensionisten gerne länger arbeiten. Dazu müssen auch Kinderbetreuung, Mobilitätsangebote und die Digital-Infrastruktur ausgebaut werden.“

„Vieles spreche dafür, dass die nächsten Monate und Jahre extrem herausfordernd für alle werden, so Nemeth: „Die Vollkasko-Mentalität hat ausgedient, die Staatsbudgets werden das nicht stemmen können. Das bedeutet gleichzeitig, dass wir die Leistungsträger wieder mehr unterstützen müssen. Wir trachten danach, dass die Zahl jener, die in das System einzahlen, wieder größer wird. Dazu braucht es ein Umdenken in der Ausbildung und im Steuersystem, aber auch Hilfe für Betriebe.“


„Wer braucht den Neusiedler See?“

Professor Peter Zellmann stellte als Keynote-Speaker beim Wirtschaftsparlament eine provokante Frage und gab als langjähriger Experte auch gleich einige Antworten.

Professor Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung will oft provozieren. Als Gastreferent beim Wirtschaftsparlament stellte er die Frage „Wer braucht den Neusiedler See?“ und spielt damit auf die kritische Wasserentwicklung des Steppensees an. Für Zellmann ist klar: „Alle, fast alle brauchen den Neusiedler See, auch wenn es in dieser Verdichtung nicht allen bewusst ist!“

So erklärt der Experte, dass sich die Region besser auf künftige Szenarien vorbereiten müsse. Dazu seien flexible Angebote zu entwickeln, die die Risiken mildern und die Chancen erhöhen. Parallel dazu müssten Kooperationen auf vielen Ebenen geschaffen werden, von Veränderungen in den Berufsausbildungen bis hin zu neuen Marketingstrategien. Zellmann: „Die Politik hat die dafür notwendigen, neuen Rahmenbedingungen zu entwickeln und bereit zu stellen! Der Neusiedler See geht uns alle etwas an.“

Als echter Steppensee pendelt der Neusiedler See seit 13.000 Jahren regelmäßig zwischen tiefer Überflutung und gänzlicher Austrocknung. Immer häufiger auftretende Hitzewellen im Sommer lassen den Wasserstand des Neusiedler Sees oft tief absinken. Im Juli 2022 war der Wasserstand so niedrig wie seit 1965 nicht mehr. Zellmann meint dazu sinngemäß, dass es gelte, der langfristig zu erwartenden Klimaentwicklung ebenso Rechnung zu tragen, wie auch der kurzfristigen Entwicklung des jeweils regionalen Lebens- und Wirtschaftsraumes. Zur Frage der Wasserzuleitung meinte er „… dies müsse jedenfalls sehr verantwortungsvoll angegangen werden.“

Grundsätzlich stellt Zellmann fest, dass wir nicht alles behalten, nicht alles erhalten bzw. beibehalten könnten, wie es ist. Aber, technische Errungenschaften würden Regulierungen möglich machen, ohne die Natur zu zerstören. Den See als Wasseroberfläche, quasi als Kulisse zu erhalten, sei durchaus eine echte natur- und umweltfreundliche Alternative. Dass der See der Wirtschaftsmotor der Region ist, stehe allerdings außer Frage, so Zellmann.


Transparenz in der Wirtschaftskammer Burgenland

Den Mitgliedern verpflichtet! Wirtschaftskammerdirektor Rainer Ribing präsentierte den Transparenzbericht der Wirtschaftskammer Burgenland.

Die Wirtschaftskammerorganisation ist an das Wirtschaftskammergesetz gebunden und ihren Mitgliedern verpflichtet. Burgenlands Wirtschaftskammerdirektor Rainer Ribing dazu: „Strenge Regeln für Compliance und Kontrollmechanismen sorgen dafür, dass ‚Selbstverwaltung‘ nicht ‚Selbstbedienung‘ bedeutet, sondern einen sorgsamen und vom Staat unabhängigen Umgang mit den Mitteln der Mitglieder für die Interessen der Wirtschaft, für effizienten Service und für Investitionen in die Aus- und Weiterbildung.“

Die Wirtschaftskammer finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge (Kammerumlagen) und Erträgen aus Dienstleistungen (z. B. Prüfungsgebühren und WIFI-Kursgebühren). Die Voranschläge für das Haushaltsbudget werden für jedes Rechnungsjahr nach den Grundsätzen der Wirtschaftlichkeit, Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit erstellt.

Im Transparenzbericht legt die Wirtschaftskammer Burgenland die wichtigsten Dokumente wie Voranschlag, Rechnungsabschluss sowie zu Punkten wie Gebarungsprüfung, Rücklagen, Fraktionsförderung, Sponsoring, Repräsentationen und Funktionsentschädigungen auf der Webseite der Wirtschaftskammer Burgenland offen.

Ribing weiter: „Ansehen und Ruf der Wirtschaftskammer Burgenland bei den Mitgliedern und in der Gesellschaft sind für uns von großer Bedeutung. Wir sehen uns verantwortlich, das hohe Ansehen und Vertrauen durch Integrität und Kostenbewusstsein in unserem Tun und Handeln zu bewahren!“

 

 

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