Wien, 7. 3. 2023
Die von der ORF-Führung angekündigte Einstellung von ORF SPORT + – ohne zuvor mit dem organisierten Sport in Kontakt getreten zu sein – war aus Sicht der Bundes-Sportorganisation Sport Austria irritierend und hat in der Sportbranche für große Unruhe gesorgt. Heute, Dienstag, hat nun ein Treffen zwischen Sport Austria-Präsidenten Hans Niessl und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann stattgefunden. Der ORF sieht in der Digitalisierung die Zukunft, benötigt dafür aber einen neuen gesetzlichen Rahmen. Sport Austria pocht auf Planungssicherheit und will nächste Schritte mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler besprechen.
Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Uns geht es weiterhin um die Aufrechterhaltung und Attraktivierung dieser Sendefläche. Um Planungssicherheit für unsere Verbände und Vereine zu haben, muss der Sender zumindest bis 2026 in Betrieb bleiben. Alles andere wäre geradezu fahrlässig für die Vielfalt unserer Sportkultur. Der Sender hat große Bedeutung für den Spitzen- und Breitensport, aber auch für gesellschaftspolitische Themen wie Behinderten-, Gesundheits- und Frauensport. Verliert der Sport eine derartige Sendefläche, würde Österreich zahlreiche internationale Sportveranstaltungen nicht mehr erhalten und wäre auch für die Verbände und Vereine ein jährlicher Medienwert von 80 Millionen Euro dahin!“
Aber nicht nur der ORF, auch Sport Austria sieht in der Digitalisierungsoffensive großes Zukunftspotenzial. Niessl: „Für den Sport ist es dennoch wichtig, dass ORF SPORT + zumindest bis zum Abschluss des Digitalisierungs-Ausbaus, der ja noch Jahre dauern kann, als Plattform erhalten bleibt. Und dann kommt es freilich auch noch darauf an, wie die digitalisierte ORF-Sportberichterstattung dargestellt und auch beworben wird…“
Im Treffen mit dem Generaldirektor wies Sport Austria auch darauf hin, dass die Bundesregierung in den vergangenen Jahren große finanzielle Mittel für die Aufrechterhaltung des Sports geleistet hat. Durch die Einstellung von ORF SPORT + würde der Sport aber nachhaltig geschwächt und die Bemühung der Bundesregierung konterkariert. Niessl: „So gesehen, würde sich die Regierung ja selbst ins Knie schießen, wenn die von ihr verlangten ORF-Sparpläne dazu führen, dass der Sport – den sie gerade erst durch Corona geführt, in der Energiekrise unterstützt und mit einer höheren Förderung ausgestattet hat – durch die Einstellung von ORF SPORT + seine Grundlage verliert. Deshalb werden wir nun einen Termin mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler suchen.“
Für Sport Austria haben am Gespräch mit Roland Weißmann Präsident Hans Niessl, SPORTUNION-Präsident Peter McDonald, ASKÖ-Präsient Hermann Krist, Paralympics-Präsidentin Maria Rauch-Kallat, Vizepräsident und AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck und Geschäftsführer Gerd Bischofter teilgenommen.
Weißmann äußerte Verständnis für die schwierige Situation, die die Einstellung des Sportspartensenders für den Sport bedeuten würde, betonte aber die prekäre finanzielle Situation des ORF. Der ORF müsse in den nächsten vier Jahren 300 Mio. Euro einsparen. Durch die Aufhebung der GIS Gebühren durch den VfGH sei die Lage noch angespannter und auch keine finanzielle Sicherheit mehr gegeben. Der ORF strebe die Digitalisierung des Programmes an. Diese wolle man auch verstärkt für die Abbildung des Sports verwenden. Voraussetzung dafür seien die Rahmenbedingungen der Finanzierung sowie die Novellierung des ORF-Gesetzes in Richtung Digitalisierung.