Eisenstadt, 30. 11. 2022
Um mit Bäuerinnen und Bauern über aktuelle Herausforderungen und die Chancen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 zu sprechen, macht Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig eine „Versorgungssicherheitstour“ durch ganz Österreich. Am 29.November 2022 tauschte er sich mit 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Burgenland aus. Davor skizzierte der Minister mit Landeshauptmann–Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und Landwirtschaftskammer–Präsident Nikolaus Berlakovich in einem gemeinsamen Pressegespräch die Situation von Burgenlands Landwirtschaft in Zeiten multipler Krisen.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig
„Die Folgen der Corona–Pandemie, der Russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Klimawandel – wir leben in einer Zeit multipler Krisen. Trotz dieser Herausforderungen versorgen uns unsere Bäuerinnen und Bauern verlässlich mit regionalen Lebensmitteln. Damit unsere heimische Landwirtschaft auch in Zukunft krisenfest und die Lebensmittelversorgung gewährleistet ist, ist Planungssicherheit entscheidend. Diese Planungssicherheit liefert die neue Gemeinsame Agrarpolitik ab 2023. Viele Bäuerinnen und Bauern fragen sich, welche Änderungen die GAP mit sich bringt. Um über die derzeitigen Herausforderungen und die GAP als das Zukunftsprogramm für den ländlichen Raum zu sprechen, mache ich eine Versorgungssicherheitstour durch ganz Österreich. Der direkte Austausch mit unseren burgenländischen Bäuerinnen und Bauern ist mir ein großes Anliegen. Ich möchte ihre Sorgen hören und sie dazu motivieren, diesen Weg gemeinsam mit uns zu gehen.“
„Um unsere bäuerlichen Familienbetriebe bestmöglich zu unterstützen, hat die Bundesregierung umfassende Entlastungspakete geschnürt. Zusätzlich setzen wir zielgerichtete Unterstützungsmaßnahmen für die Landwirtschaft um. Dazu gehören 9 Mio. Euro für die Produktion von Obst und Gemüse in Glashäusern, die bereits Ende September ausgezahlt wurden. Im Dezember folgt die Auszahlung des 110 Mio. Euro Versorgungssicherungspakets. Rund 6,3 Mio. Euro davon gehen an gut 4.100 bäuerliche Betriebe im Burgenland. Außerdem haben wir einen 120 Mio. Euro Stromkostenzuschuss für die landwirtschaftliche Produktion erarbeitet.“
„Ziel der Tour ist es auch die vielfältigen Leistungen des heimischen Agrar– und Ernährungssektors darzustellen. Mit der ökosozialen österreichischen Agrarpolitik haben wir eine flächendeckende, multifunktionale und nachhaltig produzierende Landwirtschaft. Bei Grundnahrungsmitteln haben wir Dank unserer Bauern einen hohen Selbstversorgungsgrad. Das macht sich in Krisenzeiten bezahlt. Jedes Bundesland, jede einzelne Region und jeder einzelne Betrieb leistet hier einen wichtigen Beitrag dafür. Dafür gilt es Danke zu sagen.
Landeshauptmann–Stellvertreterin Astrid Eisenkopf
„Für die burgenländische Land– und Forstwirtschaft, die gegenwärtig mit großen Herausforderungen wie dem Corona Virus, dem Russland – Ukraine – Krieg und den sich häufenden Wetterkapriolen zu kämpfen hat, sehe ich aber auch neue Chancen. Gesunde Ernährung, respektvoller Umgang mit der Natur und Nachhaltigkeit sind die Themen, mit denen sich immer mehr Menschen beschäftigen. Regionale Lebensmittel in Bioqualität werden derzeit mehr denn je nachgefragt. Die neuesten Zahlen der AMA zu den Umsätzen im Lebensmitteleinzelhandel zeigen, dass Konsumenten Bio auch in Zeiten der Inflation die Treue halten. Der Bio–Anteil liegt mit durchschnittlich 12,1% im gesamten bisherigen Jahr 2022 sogar über dem Durchschnitt der extrem umsatzstarken Jahre 2020 & 2021 (11,1%). Statistiken belegen auch, dass die Regalpreise bei Bio (+2,5%) heuer bisher deutlich weniger angestiegen sind als bei konventionellen Lebensmitteln (+6,5%). Hauptgrund dafür ist die Unabhängigkeit von energieintensiv produziertem Kunstdünger. Das macht Bio – neben anderen Faktorenresilienter und krisenfester.“
„Umso wichtiger ist es, die Bedeutung einer regionalen biologischen landwirtschaftlichen Produktion, wie wir sie im Burgenland praktizieren, weiter zu stärken. Mit dem Projekt Biowende im Burgenland und durch die Vorreiterrolle des Burgenlands konnten die Bioflächen im Burgenland in den letzten Jahren auf 37,8 % erhöht werden. Mit der Gründung der privaten Bio–Vermarktungsgenossenschaft „Bioland Burgenland“ wird im Burgenland ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt, damit die Wertschöpfung auch in der Region bleiben kann. Dank der Bioland Burgenland eGen rücken die Bio–Produzenten, die weiterverarbeitenden Betriebe sowie die Groß– und Endverbraucher näher zusammen. Mit bereits 17 Genossenschaftsmitglieder gründete sich eine Plattform, die lebt und sich immer weiterentwickelt. Die Genossenschaft leistet hiermit einen wichtigen Beitrag und wächst wie Bio mit dem Land mit.“
LK–Präsident Nikolaus Berlakovich
„Als Burgenländische Landwirtschaftskammer unterstützen wir die Kommunikation rund um die Gemeinsame Agrarpolitik. Seit Beginn des Jahres gibt es dazu zahlreiche Online–Events aber auch persönliche Infoveranstaltungen in den Bezirken, bei denen wir über die Neuerungen berichten. Leider gibt es im aktuellen GAP–Strategieplan Punkte, denen unsere Landwirte und wir als Landwirtschaftskammer kritisch gegenüberstehen. Viele davon sind nicht praxistauglich.“
„Unser Ziel war es immer, dass die Gemeinsame Agrarpolitik unseren Bäuerinnen und Bauern Perspektiven bietet. Die GAP muss auch in Zukunft eine produzierende Landwirtschaft ermöglichen, um weiterhin die Versorgungssicherheit im eigenen Land gewährleisten zu können. Die Corona–Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, die Eigenversorgung zu sichern. Daher wurde hier bereits in einigen Punkten nachgebessert. Das gilt auch für den Green Deal. Dieser ist zu einer Zeit entstanden, in der die Herausforderungen noch andere waren wie heute. Daher ist eine Anpassung an die aktuellen Gegebenheiten, sowie eine Folgeabschätzung im Sinne der Versorgungssicherheit enorm wichtig.“
Entlastungspakete der Bundesregierung
Ökosoziale Steuerreform,
4 Mrd. Entlastungspaket vom Frühjahr
28 Mrd. Euro Anti–Teuerungs–Paket u.a. mit:
– 500 Euro Klimabonus, bereits ausgezahlt
– Doppelte Familienhilfe im August, bereits ausgezahlt
Entlastungsmaßnahmen für die heimische Landwirtschaft
110 Mio. Euro Versorgungssicherungspaket. Bauern erhalten heuer noch Versorgungssicherungsbeitrag automatisch über die AMA ausgezahlt. Rund 6,3 Mio. Euro davon gehen zur Unterstützung an ca. 4.100 bäuerliche Betriebe im Burgenland!
9 Mio. Euro für regionalen Obst– und Gemüseanbau in Glashäusern, wurde bereits Ende September überwiesen.
120 Mio. Euro Stromkostenzuschuss für landwirtschaftliche Betriebe.
Temporäre Agrardieselvergütung, Rückvergütung CO2 Bepreisung
Anhebung steuerlicher Pauschalierungsgrenzen
Laufend aktuelle Informationen des Landwirtschaftsministeriums und ein Folder mit allen Entlastungsmaßnahmen stehen hier zur Verfügung: www.landwirtschaft.at
Neue Gemeinsame Agrarpolitik – Zukunftsprogramm für unsere Bäuerinnen und Bauern
In langen Verhandlungen ist es uns gelungen, aus einem Minus ein Plus zu machen. Ab 2023 stehen 1,8 Mrd. Euro pro Jahr für Österreichs Landwirtschaft zur Verfügung.
Im September hat die Kommission unseren Strategieplan genehmigt. Damit gehört Österreich zu den ersten Ländern, die in Umsetzung gehen.
Mit Anfang November startet die Antragstellung für die Bäuerinnen und Bauern. Die Landwirtschaftskammern beraten hier bereits intensiv.
Was bringt die neue GAP für Österreich?
Weiterhin Unterstützung in Form von Direktzahlungen.
Das Agrarumweltprogramm ÖPUL wird auf insgesamt 574 Millionen Euro pro Jahr ausgebaut, die Ausgleichszulage (Bergbauernförderung) abgesichert und weiter gestärkt – In der Ausgleichszuglage werden die Zahlungen für die ersten 20 Hektar noch einmal erhöht.
Fokus auf Junglandwirtinnen und Junglandwirte bei der Hofübergabe
Nachhaltige Landwirtschaft wird weiter unterstützt –– Klimaschutzmaßnahmen gewinnen weiter an Bedeutung, rund 52% der GAP Mittel (inkl. Kofinanzierung) sind als klimabezogen programmiert
Burgenlands Land– und Forstwirtschaft auf einem Blick
Rd. 8.000 land– und forstwirtschaftliche Betriebe im Burgenland
Rd. 545 Mio. Euro Produktionswert Landwirtschaft (davon 450 Millionen Euro aus der pflanzlichen Erzeugung) und 76 Mio. Euro Produktionswert der Forstwirtschaft.
Die burgenländische Landwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zu Österreichs Lebensmittelversorgungssicherheit: Rund 12 Prozent der österreichischen Ackerflächen und 6 Prozent der österreichischen Obstanlagen liegen im Burgenland
Rund 37% der landwirtschaftlichen Fläche im Burgenland werden biologisch bewirtschaftet.