Erntebilanz 2021: Ernährungssicherheit ist keine Selbstverständlichkeit

Gols, 21. 7. 2021

Klimawandel und Extremwetterereignisse sind Schwerpunkte der Beratung der Landwirtschaftskammer

Gols, 21. Juli 2021 – Klimawandel, Unwetter und fehlender Pflanzenschutz stellen heimische Landwirte oft vor unlösbare Aufgaben. Die Ernteergebnisse 2021 sind mehr als ernüchternd. Laut aktuellen Schätzungen liegen sie deutlich unter jenen des Vorjahres. Tiefe Frühlingstemperaturen, langanhaltende Trockenheit sowie Unwetter sind Ursachen für diesen Rückgang. Ebenso wirkt der fehlende Pflanzenschutz minimierend.

Flächenrückgänge bei Getreide und Raps, Flächenanstieg bei Soja und Mais

„In Summe sind die Getreideanbauflächen gegenüber 2020 um 6,5 Prozent (rund 4.000 ha) zurückgegangen. Dabei weist die stärkste Frucht – der Winterweizen –  einen Rückgang von 8,2 Prozent auf. Die Fläche von Wintergerste ist um 42,1 Prozent gesunken. Grund dafür ist auch das Fehlen eines zugelassenen Pflanzenschutzes. Extreme Rückgänge verzeichnet der Winterraps mit einem Minus von 13 Prozent“, so LK-Präsident DI Nikolaus Berlakovich anlässlich des Erntegespräches 2021 in Gols.

Berlakovich weiter: „Zuwächse bei der Fläche verzeichnen hingegen Soja und Mais. Soja ist um 11 Prozent gestiegen. Mais weist einen Flächenzuwachs von 6 Prozent auf.“

Präsident NR DI Nikolaus Berlakovich und Vizepräsident Ing. Werner Falb-Meixner

Stark unterdurchschnittliche Ernte

„Im Vergleich zu 2020 fällt die Ernte heuer stark unterdurchschnittlich aus. Während 2020 über 311.000 Tonnen Getreide geerntet wurden, liegt die heurige Ernte mit geschätzten 270.000 Tonnen weit unter der des Vorjahres“, so Präsident Berlakovich.

Biolandbau – top in Österreich

„Der burgenländische Biolandbau steht mit 57.400 ha an der Spitze in Österreich. Der Bioanteil liegt im Burgenland bei rund 37 Prozent. Dies ist auch ein Verdienst der jahrelangen fachlich fundierten Bioberatung der Landwirtschaftskammer. Auch die Biolandwirtschaft verzeichnet eine unterdurchschnittliche Ernte“, sagt Präsident Berlakovich.

„Das kühle Frühjahr sowie die darauffolgende Hitze und Dürre schlagen im Getreidebau mit einem satten Minus von rund 13 Prozent zu Buche.  Der Winterweizen – als stärkste Getreidekultur –  verzeichnet Ertragseinbußen von fast 10 Prozent gegenüber 2020 und liegt bei etwa 182.000 Tonnen. 2020 betrug dieser 196.500 Tonnen. Mit einem geschätzten Ertrag von 23.500 Tonnen liegt auch die Wintergerste weit unter dem Ertrag von 40.400 Tonnen aus 2020“, vergleicht Vizepräsident Ing. Falb-Meixner die Ertragsschätzungen mit den Ergebnissen aus 2020.

Falb-Meixner weiter: „Hitze und langanhaltende Trockenheit waren bei der heurigen Ernte die begrenzenden Faktoren. Als konkretes Beispiel kann ich hier die Region Zurndorf anführen. Von Ende Mai bis Mitte Juli fiel defacto kein Regen. Der Winterweizen weist somit ein Niederschlagsdefizit von 47 Prozent auf. Durch die zu rasche Abreife des Korns ist auch die Qualität unter jener des Vorjahres. Der heiß ersehnte Regen Mitte Juli kam für die Sommerkulturen eindeutig zu spät. Für die Herbstkulturen war dieser Regen aber für die weitere Entwicklung dringend notwendig. Positiv sind die Inhaltsstoffe, vor allem der Proteingehalt liegt deutlich über dem Durchschnitt.“

Klimawandel und Extremwetterereignisse sind Schwerpunkte der Beratung                            der Landwirtschaftskammer

„Der Klimawandel und die extremen Wetterereignisse sind Schwerpunkte der Beratungsarbeit der Burgenländischen Landwirtschaftskammer.  Unsere Fachberater haben ein Bündel von Maßnahmen für die heimische Landwirtschaft ausgearbeitet. Ziel ist, die heimischen Bauern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels und der extremen Wetterbedingungen zu unterstützen. Wir wollen die Menschen mit hochwertigen regionalen Lebensmitteln versorgen. Dazu brauchen wir alle Bauern – konventionell und biologisch“, betont Präsident Berlakovich.

Die Landwirtschaftskammer bietet den Bauern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels und der Extremwetter-Situationen ein umfangreiches Beratungspaket:

  • wassersparende und nachhaltige Bodenbearbeitung
  • Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit
  • Humusaufbau
  • Bodenuntersuchungsaktionen
  • effektive und innovative Anbaumethoden
  • optimierter Einsatz von moderner Landtechnik
  • Umfangreiche Praxisversuche mit klimafitten Sorten (2020: 18 konventionelle Versuche mit 81 Sorten und 14 biologische Praxisversuche mit 77 Sorten)
  • Weiterbildung durch Seminare, Webinare, Farminare, Felder-Begehungen, Beratungsvideos und Artikelserien im Mitteilungsblatt der Landwirtschaftskammer und auf der Homepage

 

„Zur weiteren Unterstützung und Optimierung im Ackerbau organisiert die Burgenländische Landwirtschaftskammer jährlich Bodenuntersuchungsaktionen. Diese werden von der Probennahme bis hin zur Interpretation und Umsetzung der Ergebnisse von unseren hoch qualifizierten Beratern begleitet. Aktuell läuft noch eine dieser Aktionen bis 20. August dieses Jahres“, erläutert Vizepräsident Falb-Meixner.

Ernährungssicherheit auch in schwierigen Zeiten

„Durch gezielte, moderne und fachlich fundierte Beratung schafft die Burgenländische Landwirtschaftskammer eine wichtige Basis für die Ernährungssicherheit. Das umfassende und nachhaltige Beratungspaket ist eine wichtige Hilfe, um die in Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln zu sichern“, so Präsident Berlakovich und Vizepräsident Falb-Meixner abschließend unisono.

 

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