Erntebilanz 2022

Pöttelsdorf, 19. 7. 2022

Trotz Herausforderungen des Klimawandels und des Ukrainekrieges muss die Versorgungsicherheit gewährleistet bleiben

Pöttelsdorf, 19. Juli 2022 – Auf Einladung der Burgenländischen Landwirtschaftskammer findet jedes Jahr mit Vertretern der Agrarmarkt Austria, des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Bio Austria Burgenland, der Lagerhäuser, dem Landesproduktenhandel, der RWA Raiffeisen Ware Austria AG und der Land- und Forstbetriebe Österreichs das Erntegespräch statt. Gemeinsam wurden die bisherigen Ernteergebnisse analysiert und die heurigen Ernteerwartungen sowie Herausforderungen im Ackerbau für das Burgenland und auch Österreich diskutiert.

Prof. DI Otto Prieler, Vize-Präsident Ing. Werner Falb-Meixner und LK-Präsident NR DI Nikolaus Berlakovich

„Generell hat im Burgenland die Winterfeuchtigkeit gefehlt. Die meisten Ackerkulturen konnten sich jedoch durch die geringen aber regelmäßigen Niederschläge im Frühjahr gut entwickeln. In einigen Gebieten fehlte aber dieser Regen. Hier litten die Kulturen zusätzlich unter der extremen Hitze. Die lokalen und kleinräumigen Niederschläge führten dazu, dass es besonders heuer extreme Unterschiede bei den Erträgen gibt. So gibt es Regionen, die sehr gute Erträge erzielen konnten und Regionen mit sehr schlechten Erträgen. Auf das gesamte Burgenland bezogen erwarten wir eine knapp durchschnittliche Ernte mit einer guten Qualität“, berichtet Nikolaus Berlakovich, Präsident der Burgenländischen Burgenland.

Flächenanbau im Burgenland abhängig vom Klimawandel

Im Burgenland werden aktuell 59.000 Hektar Getreide bewirtschaftet. Der gesamte Getreideanbau ist im Vergleich zum letzten Jahr um knapp vier Prozent gestiegen. „Verantwortlich für diesen Flächenanstieg ist vor allem der Wintergetreideanbau. Dieser stieg um 7,3 Prozent. Im Gegensatz dazu ist die Fläche des Sommergetreides weiter zurückgegangen – insgesamt um 30 Prozent“, berichtet Berlakovich.

Bei den Ölsaaten ist ein Anstieg von Winterraps und Soja zu verzeichnen. „Winterraps ist im Vergleich zum Vorjahr erfreulicherweise auf sieben Prozent gestiegen. Bei Soja gibt es einen Flächenzuwachs zum Vorjahr um acht Prozent. Die Sojabohne ist eine extensive Kultur und benötigt wenig Betriebsmittel. Die immer wieder intensiven Trockenperioden, vor allem das trockene Frühjahr aber dann wieder auch heftige Regenfälle zeigen, dass die Anbauzeit und die Kulturauswahl immer wichtiger werden“, so Berlakovich.

Durch fehlenden Niederschlag leiden Kulturen

Ein früher Start ab Mitte Feber in die Vegetationsperiode kennzeichnet das heurige Erntejahr 2022. „Die Herbstsaaten haben aufgrund der Herbstniederschläge in manchen Regionen gut überwintert, starteten aber relativ wasserarm in die Vegetationsperiode im Frühjahr. Sommerkulturen, die im Feber/März angebaut wurden, liefen witterungsbedingt zögerlich auf. Ebenfalls war die Jugendentwicklung bis in den April gebremst. Grund dafür war der geringe Niederschlag. Zu diesem Zeitpunkt war im Burgenland je nach Region 35-55 Prozent weniger Niederschlag zu verzeichnen als im Durchschnitt der letzten Jahre“, so Werner Falb-Meixner, Vizepräsident Burgenländischen Landwirtschaftskammer.

Falb-Meixner weiter: „Erfreulicherweise kam es dann ab der zweiten Aprilhälfte in einigen Regionen zu dem erhofften Niederschlag. An diesen Orten konnten Kulturen vor dem Vertrocknen gerettet werden. Dennoch führte die allgemein herrschende Trockenheit zu einem moderaten bis starken Schadinsektenauftreten. Bodenschädlinge und Blattläuse dominierten die Felder. Schadgräser, Kamillenarten und Ackerkratzdistel breiteten sich weiter in den Feldern aus. Unsere Bauern brauchen hier notwendige Pflanzenschutzmaßnahmen, um weiterhin ausreichend Lebensmitteln für die Bevölkerung herstellen zu können. Gerade in unsicheren Zeiten des Ukrainekrieges ist das von großer Bedeutung.“

Selbstversorgung sichern, Green Deal adaptieren

Die Selbstversorgung mit regionalen Lebensmitteln wird seit dem Ukrainekrieg sehr intensiv diskutiert. „Die Ukraine ist ein wichtiger Getreideexporteur. Ganz Nordafrika und andere Länder in der Welt sind abhängig von diesem Getreide. Fällt die Ukraine aus, so könnte die EU diese Regionen mit lebensnotwendigen Getreide versorgen. Daher ist der Green Deal der EU zu adaptieren und muss dafür sorgen, dass Europa aus humanitären Gründen mehr Lebensmittel produziert. Unsere Bauern brauchen auch in Zukunft die nötigen Mittel, um die Menschen zu versorgen. Durch die Inflation steigen die Kosten für Produktions- und Betriebsmittel. Hier brauchen die Bauern eine Entlastung. Daher wurde das Versorgungssicherungspaket des Bundes beschlossen. Es hilft unseren Bauern wettbewerbsfähig zu bleiben und auch weiterhin genügend Lebensmittel für die Gesellschaft zu produzieren“, so Berlakovich.

Unsere Böden vor Versiegelung und Trockenheit schützen

Sechs Prozent Minus an land- und forstwirtschaftlicher Nutzfläche sind seit 2010 zu verzeichnen. „Die kürzlich vorgestellte Agrarstrukturerhebung zeigt uns, dass es immer wichtiger wird, unsere Böden vor der Verbauung zu schützen. Wir müssen die Äcker vor der Verbauung schützen, um ausreichend Lebensmittel herstellen zu können. Aber auch die Hitze setzt den Kulturen zu. Wasser wird auf den Feldern benötigt. Eine Lösung ist es, Wasser aus ungünstig verteilten Niederschlägen besser zu nutzen. Hier spielt die Bewirtschaftung eine große Rolle: Geeignete Kulturen, auf die Böden abgestimmte Fruchtfolgen und wassersparende Bearbeitung der Felder machen das möglich. Landschaftsstrukturen wie Hecken und Wasserrückhaltesysteme halten mehr Wasser in der Landschaft und können Teil der Lösung sein. Dazu wird es auch notwendig sein, die Trockengebiete mit Wasser anzureichern“, berichtet Falb-Meixner.

 

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