Unterrichtsministerium: Portal Digitale Schule (PoDS) am Ende

Das Portal Digitale Schule (kurz PoDS) wurde drei Jahre nach der 2020 erfolgten Einführung am 30.6.2023 wieder eingestellt. Wie das BMBWF (Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek ÖVP) in der Anfragebeantwortung 10549/AB vom 27.06.2022 bekannt gegeben hat, lagen die Kosten für das Projekt bei über 12 Mio. Euro.

Update 10.1.2024: Zum Projekt Portal Digitale Schule (kurz PoDS) liegt eine umfassende parlamentarische Anfragebeantwortung von Unterrichtsminister Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek vor https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/16244/imfname_1603778.pdf

Auf www.pods.gv.at ist im Oktober 2023 zu lesen: „Alle Angebote und Services, die über das Portal Digitale Schule per Single Sign On (SSO) erreichbar waren, können bis zur Einführung des Bildungsportals über die direkten Anmeldemöglichkeiten der jeweiligen Anwendungen verwendet werden.“ Die SSO-Lösung von PoDS steht also offenbar nicht mehr zur Verfügung. Das neue Bildungsportal wiederum scheint ebenso wenig ausgereift zu sein wie es PoDS war, denn es wird laut Angaben auf der selben Website erst „schrittweise allen im österreichischen Bildungssystem verankerten Schulen zugänglich gemacht.“

https://pods.gv.at/

PoDs wurde, wie auf der BMBWF-Website nachzulesen ist, als Teil des 8-Punkte-Plans für den digitalen Unterricht 2018 vom BMBWF im Rahmen der Arbeiten zum „Masterplan Digitalisierung in der Bildung“ konzipiert. Dort heißt es: „Das Ziel der Initiative war von Anfang an die Bündelung bestehender Anwendungen, um Lehrenden sowie Lernenden und deren Erziehungsberechtigten konsolidierte und übersichtliche Information einfach bedienbar zur Verfügung zu stellen und im Schulalltag auf unterschiedliche Weise zu unterstützen.“

Im Masterplan2 wurden folgende geplante Funktionalitäten exemplarisch genannt:

  • Bündelung aller relevanten und unterrichtsbezogenen Informations- und Serviceangebote;
  • Ausrollung eines digitalen Klassenbuchs;
  • Implementierung fachspezifischer Lernmanagementsysteme mit digitalem Content;
  • Sammlung vom fachspezifischen Moocs, E-Books, Lernunterlagen.
  • Installierung eines elektronischen Mitteilungsheftes, bei dem Lehrende direkt mit den Eltern kommunizieren.


Manche der Funktionalitäten werden einstweilen unabhängig von PoDs durch private Anbieter bereitgestellt (zb. durch die Mitteilungsheft-Apps „Schoolfox“ und „Schoolupdate“) oder sind technisch nichts anderes als eine Linksammlung. Was hingegen den Anspruch betrifft, Anwendungen konsolidiert und einfach bedienbar bereitzustellen, scheint es durch die Entwicklung von PoDS keine nachhaltigen Fortschritte gegeben zu haben.

Portal Digitale Schule (PoDS) nun Fall für das Parlament

 

https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/16761

Kosten für das Projekt bei über 12 Mio. Euro

Fragwürdig ist vor diesem Hintergrund – und angesichts der kurzen Dauer von nur drei Jahren – wofür die erheblichen Kosten von des PoDS-Projekts aufgewendet wurden und was der Benefit aus diesem Projekt ist. Wie das BMBWF in der Anfragebeantwortung 10549/AB vom 27.06.2022 bekannt gegeben hat, lagen die Kosten für das Projekt bei über 12 Mio. Euro. Die größten Summen sind an die Accenture GmbH und die Untis GmbH geflossen, maßgeblich beteiligt war auch die bit media e-solutions GmbH.
epicenter.works hat die Datenschutzproblematik bereits im April 2022 klar und deutich aufgezeigt und dokumentiert. Die ÖVP und die zuständigen Minister zeigten keine Reaktion. Aufgrund des tollen Projekts offene Vergabe von unserer Schwesterorganisation Forum Informationsfreiheit können die massiven staatlichen Ausgaben genau nachvollzogen werden. Der Großteil des Geldes – 6,7 Millionen Euro – floß an die ÖVP nahe Beratungsorganisation Accenture:

Accenture 2.361.050,00 €

Accenture 1.991.770,00 €

Accenture 1.788.550,00 €

Accenture 358.530,00 €

Accenture 224.160,00 €

bit media e-solutions GmbH 152.250,00 €

bit media e-solutions GmbH 105.051,00 €

bit media e-solutions GmbH 102.100,00 €

bit media e-solutions GmbH 80.381,60 €

bit media e-solutions GmbH 98.336 €

bit media e-solutions GmbH 55.520 €

ACP IT Solutions GmbH 61.180,00 €

ACP IT Solutions GmbH 72.553,40 €

Cloudflight Austria GmbH 112.384,80 €

Das Nachfolgeprojekt Bildungsportal (bildung.gv.at) scheint, so wie bereits PoDS, vor allem den Zweck eines „Single Sign On“ zu verfolgen. „Es bietet durch eine einzige Anmeldung Zugriff auf eine Vielzahl von Funktionen und Anwendungen, die für den Schulalltag nützlich sind“ heißt es dazu auf der Website. Inwiefern das ein Fortschritt gegenüber PoDS ist, wird nicht beschrieben.

Fraglich ist auch, ob „Single Sign On“ den Kern der Probleme im Bereich der „Digitalen Schule“ trifft, nämlich die Ineffizienz und den bürokratischen Aufwand, mit dem Lehrkräfte und Schulleitungen angesichts der vielen Software-Insellösungen im Verwaltungsbereich konfrontiert sind. Dazu zählen

  • die Schülerverwaltungssoftware SOKRATES Bund
  • das digitale Dienstpostsystem ISO.Web
  • das Bewerbungsverwaltungstool „Get your teacher“
  • das Stundenplan- und Unterrichtsinformationssystem Untis
  • das elektronische Klassenbuch Web-Untis
  • die Applikation für die Verwaltung der Geräteinitiative „Digitales Lernen“
  • das BRZ Portal Austria mit Zugang zum Personalmanagementverfahren (EES, EES-RM,…) an Bundesschulen sowie weitere Software an Landesschulen. 
https://linux-bildung.at/2021/04/ein-kritischer-blick-auf-das-portal-digitale-schule-pods/

Auch das Ziel, den Datenschutz und die digitale Souveränität zu verbessern, scheint mit PoDS nicht erreicht worden zu sein. Dafür wäre es notwendig gewesen, sicherzustellen, dass die Zugangs- und Identitätsdaten der Schüler:innen, Lehrer:innen und Eltern in Österreich und nicht auf den Servern US-amerikanischer IT-Konzerne gespeichert werden. Auf https://linux-bildung.at/2021/04/ein-kritischer-blick-auf-das-portal-digitale-schule-pods/ wird hingegen berichtet: „Eine whois-Abfrage (z.B.: https://viewdns.info/reverseip/) für die Domain www.pods.gv.at (51.138.102.4) legt offen dass die Webseite auf einem Microsoft-Server gehostet wird.(…) Das Land lässt sich mit der IP-Adresse auch herausfinden. Die Website wird in den Niederlanden gehostet – in der Azure Cloud von Microsoft. (…) Das heißt ‚die zentrale Plattform für Lehrende, Schülerinnen und Schülern und künftig auch Erziehungsberechtigte‘ wird nicht in Österreich gehostet. (…) Das Portal Digitale Schule könnte ohne großen Aufwand auch von einem Österreichischen Provider bzw. dem Bundesrechenzentrum gehostet werden. (…) Denken wir an Eduvidual, WebUntis, SchoolFox oder an die Universität Wien, die BigBlueButton selber hostet.“

Datenschutzbedenken

Der Berliner Verein cyber4EDU hat in Zusammenarbeit mit weiteren Experten noch mehr Gründe gesammelt, die gegen den Einsatz von Microsoft Teams sprechen. Dies wurde bereits 2022 auf epicenter.works veröffentlicht.

  • Nutzer*innen können nicht wirklich abschätzen, welche Datenschutzrisiken aufgrund der fehlenden Transparenz mit der Verwendung von Microsoft 365, und damit auch von Teams, für sie verbunden sind.
  • Dass sich Microsoft allein als Auftragsverarbeiter versteht, ist datenschutzrechtlich bedenklich. Die Gestaltung in gemeinsamer Verantwortung gem. Art. 26 DSGVO wäre hier datenschutzkonformer.
  • Ungeklärt ist die Zweckbindungspflicht. Während Art. 5 Abs. 1b der DSGVO fordert, dass der Zweck der Datenverarbeitung vor der Erhebung festgelegt wird, lässt sie Microsoft bei den Telemetrie- und Diagnosedaten im Allgemeinen.
  • Das europäische Datenschutzrecht schreibt vor, dass Daten zu löschen sind, wenn ihr Zweck erfüllt wurde oder eine gesetzliche Aufbewahrungszeit abgelaufen ist. Da Microsoft die Telemetrie- und Diagnosedaten für mindestens 30 Tage und maximal bis zu 18 Monaten auf Servern in den USA speichert, ist ein Zugriff für Produktentwicklung und Analysezwecke in dieser Zeit möglich. Im Einzelfall kann ein Microsoft-Team Teile dieser Daten auch länger nutzen. Die Aufbewahrungsdauer der Diagnosedaten verstößt deshalb gegen die Löschpflicht aus Art. 17 Abs.1 der DSGVO.

Big Tech leistet hier Lobbyarbeit in ihrem Sinne

Der Lobbyismus bzw. die Einflussnahme von Microsoft ist nicht nur im Bildungsbereich erdrückend. Auch der Staat und die EU werden von Lobbyinteressen geprägt. Die Abhängigkeit von Microsoft gefährdet die Souveränität Europas. Amerikanische Big Tech Konzerne geben in Brüssel inzwischen mehr Geld für Lobbying aus als die Pharma-, Öl- oder Bankenindustrie, Zahlen für Österreich fehlen.

Microsoft 365 Education im Schulbetrieb – Datenschutz

In den österreichischen Schulen übernimmt Microsoft und Google das Kommando im wahrsten Sinne dieses Wortes. Die „Verantwortlichen“ mit ihren Administratoren und den zuständigen Datenschutzbeauftragten stehen vor neuen Herausforderungen. Ebenso aber die Eltern, der Elternverein und die betroffenen Schüler (Volksschule bis Uni-Abschluss) selbst.

Im #DigitalAustriaAct wurde im Mai 2023 mehr Open Source an Schulen versprochen

Diese Woche ist klar, dass das #BMBWF die #Microsoft365 Alternative EDUcloud nach dem erfolgreichen Start nicht weiter finanzieren will. Wann setzt man notwendige Schritte zu Digitalen Souveränität? Berichtet epicenter.works

Open Source Software im Bund 

Wie bereits im Regierungsprogramm festgehalten, bekennt sich die Bundesregierung zu einer umfassenden Open-Source-Nutzung innerhalb des Bundes. Zudem ist die Erstellung eines Masterplans inklusive Machbarkeitsstudie angesprochen. Open Source Software (OSS) soll ähnlich wie im privatwirtschaftlichen Bereich auch stark in der IT-Architektur der Bundesverwaltung eingesetzt werden.

https://epicenter.works/tags/bildung

Die Einhaltung der EU-Datenschutzgesetze lässt nach bald vier Jahren weiter auf sich warten – EpicenterWorks berichtet seit 2022 darüber !

Die Plattform epicenter.works ist aus dem Arbeitskreis Vorratsdaten Österreich (AKVorrat) hervorgegangen, welcher seit 2010 in Österreich aktiv ist. 2014 hat der AKVorrat nach jahrelangem Widerstand die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung erwirkt. Die Klage vor den Höchstgerichten in Europa (EuGH) und Österreich (VfGH) hat zur Aufhebung dieser Form von anlassloser Massenüberwachung geführt.

Seitdem tritt die Organisation mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen überbordende Überwachung und für das Grundrecht auf Privatsphäre ein.

Die Bildungsdokumentation der Schüler*innen ist unter türkis-grün auf 60 Jahre, also das Dreifache, des vorherigen Zeitraumes ausgeweitet worden. Wir haben das schon während dem Gesetzgebungsprozess stark kritisiertund unsere Bedenken auch in einer parlamentarischen Stellungnahme ausgeführt. Diese Vorratsdatenspeicherung reicht von Betragensnoten in der Volksschule bis zu AMS Kursen kurz vor der Pension. Derart heikle Maßnahmen müssen gemäß Artikel 35 der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einer Datenschutzfolgenabschätzung unterzogen werden.

Während in der Diskussion über das Gesetz unter türkis-blau noch gar keine Datenschutzfolgenabschätzung (DSFA) vorgesehen war, wurde unter türkis-grün in der Wirkungsfolgenabschätzung eine Datenschutzfolgenabschätzung parallel zum Gesetzgebungsprozess im Resort versprochen.

Das Gesetz ging am 18. November in Begutachtung, wurde am 11. Dezember 2020 im Nationalrat beschlossen und ist am 7.Jänner 2021 durch Kundmachung im Bundesgesetzblatt inkraftgetreten. Eine Datenschutzfolgenabschätzung dazu haben wir erst ein halbes Jahr später gefunden. Laut dem Deckblatt ist sie vom Dezember 2020. Im Mai war sie aber noch nicht auf der Webseite, wie wir mit Hilfe des Archivs von web.archive.org herausfinden konnten. In den Metadaten des PDFs sieht man, dass es am 14.6.2021 erstellt wurde. Einen Tag später war es online zu finden.

ADMicrosoft 365 übernimmt in den Schulen

Microsoft 365 Education und Google G Suite for Education jetzt Google Workspace mit integrierter KI und ChatGPT dringen tief in das Schulsystem unserer Kinder und Studierenden ein. Die Lehrer sind meist überfordert mit der Bedienung, Administration und Verwaltung dieser beiden rießigen großen Systme – Verwaltungssystem – neues Lernsystem.

Interessant wird jedoch, wem die derzeit 90 Adminrollen bei Azure und ähnlich viele bei Workspace mit besonderen Einblicken und Analyse- sowie Auswertemöglichkeiten zugeordnet werden. Wer in der Schule, in der Bildungsdirektion, in der zuständigen Abteilung der Landesregierung und im Bildungsministerium hat einen Admin-Zugriff und kann auf die sehr begehrten Daten und vor allem Auswertungen und Analysen zugreifen, sie einsehen, verarbeiten, auswerten und abspeichern. Man muss dazu wissen, dass die „Forschung und Statistik“ von vielen Datenschutzmaßnahmen der DSGVO ausgenommen sind und die Forschung bereits ihre Fühler auf die Schul- und Bildungsdaten ausgestreckt hat.

Die Office App verabschiedet sich auf allen Plattformen, Microsoft 365 übernimmt. Der „Wachwechsel“ findet auf allen Plattformen statt. Bund, Land, Schulen und Ministerien. Meine Meinung: Wachwechsel auch für Datenschutzbeauftragte – IKT Sicherheitsbeauftragte; Admins wissen was ich meine! Azure Active Directory, Microsoft 365 Business Basic, Microsoft 365 Education werden auf Grundlage von hunderten Seiten neuer Nutzungs- und Datenschutzrichtlinien von Microsoft betrieben. Zur Administration dienen 90 rollenbasierte Admin Zugriffe in Azure.

Mit ADMicrosoft 365 hat nun der „Wachwechsel“ im gesamten österreichischen Schulsystem, im öffentlichen Dienst und in den Ministerien stattgefunden. Nur ein Ministerium macht keine Wachablöse.

Alternativen zu Microsoft– und Google-Produkten an Schulen

#Eisenstadt – OTS: SPÖ-Kucharowits und Tanzler fordern rasche Alternativen zu Microsoft- und Google-Produkten an Schulen. Wie sieht es an der Volksschule in Eisenstadt mit raschen Alternativen aus. Die SPÖ fordert eine rasche Lösung für den Schulbereich im ganzen Burgenland.

Würde man die monatlichen Lizenzkosten, die so alleine durch die Lehrenden an Microsoft gehen in Open Source Software stecken, könnte man viel bewegen. Grob geschätzt wären das, laut Listenpreis 3,20 € pro Microsoft Lizenz, für 128.783 Lehrer*innen laut Statistik Austria in der Allgemein- und Berufsbildung ca 400.000 Euro pro Monat. Für diesen Preis könnte man einmalig eine Open Source Lösung bauen und sich alle laufenden Lizenzkosten sparen.

Das betrifft alle Schulen und Bildungseinrichtungen in Eisenstadt – die gesamte Bundes-, Landes- und Gemeindeverwaltung unseres Staates ist in der Hand einiger weniger Softwarekonzerne.

Quellen:

https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/16761+

https://epicenter.works/tags/bildung

https://pods.gv.at/

https://linux-bildung.at/2021/04/ein-kritischer-blick-auf-das-portal-digitale-schule-pods/

1) https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp/dibi/8punkte.html

2) https://www.bmbwf.gv.at/dam/jcr:dbc3a630-8034-47aa-9e9d-4db35e58867c/masterplan_digitalisierung_pi.pdf

Für alle betroffenen Firmen, Institutionen, Personen und überhaupt „Jeden und Alles“ gilt die Unschuldsvermutung. (hu) ++ende++


Herbert Unger – freier Journalist bei bkftv.at
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